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Irgendwie anständig -betr.: "General-Manager Wedemeier", taz v. 29.9.1995

Betr.: „General-Manager Wedemeier“, taz v. 29.9.

So hat sich der Verkauf von Aktien der Stadtwerke Bremen an den Atomkonzern VEBA/PREAG zumindest für einen Bremer gelohnt: Ex-Bürgermeister Klaus Wedemeier wird Generalmanager für die VEBA-Tochter Vebacom in Hannover. Wedermeier hatte – damals noch unter grüner Regierungsbeteiligung – die Weichen gestellt für den Verkauf eines dicken Aktienpaketes an VEBA/PREAG, dafür zeigt sich das Untenehmen nun erkenntlich, irgendwie anständig.

Damit er seine Lobbytätigkeit für Vebacom optimal erfüllen kann, soll Wedemeier sein Bürgerschaftsmandat auf Wunsch des Unternehmens behalten. So war das eigentlich nicht gedacht mit dem Mandat.

Deutlich wird, wie dringend nötig eine Diätenerhöhung in Bremen ist: Wer wird Wedemeier zumuten wollen, vom kargen Gehalt eines Generalmanagers zu leben, da ja die Pensionszahlungen für den Ex-Bürgermeister ausgesetzt werden. Vielleicht verzichtet er als Abgeordneter wenigstens auf die Anwesenheitsprämie am Arbeitsplatz Parlament. Für jedes Erscheinen in einer Parlaments-, Ausschuß- und Fraktionsitzung erhalten Abgeordnete 30 Mark, im Durchschnitt dürften das mindestens 500 Mark pro Person im Monat sein. Rechnet man 11 Monate bei 100 Abgeordneten, so ergibt das 550.000 Mark pro Jahr. Diese Arbeitsplatzprämie gibt es bei keiner anderen Berufsgruppe.

Würden die Abgeordneten aus Sanierungssolidarität darauf verzichten, wäre die Schließung von Spielplätzen aus Kostengründen in Bremen (125.000 Mark sollen eingespart werden) kein Thema mehr.

Walter Ruffler

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