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Irgendwas bleibt immer 16

■ Erotic „light“ bei der „Titty Twister“-Party / Dr. Blohm und Herr Voss mischten sich erfreut unter Gangster und halbnackte Vampirinnen und gaben sich dabei gelangweilt

Am letzten Samstag verwandelten sich „Aladin“, „Tivoli“ und ihre angeschlossenen Betriebe in die halbseidene Erlebniswelt „Titty Twister“, bekannt aus dem Film „From Dusk 'til Dawn“ von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez. Ehrliche Gangster treffen in dieser Bar hinter der mexikanischen Grenze auf laszive Vampire mit mehr oder weniger Textil am Körper und richten gemeinsam ein beeindruckendes Blutbad an. Welcher Laden wäre für ein Remake wohl besser geeignet als das „Dröhn“ hinter der Grenze nach Hemelingen und wer sonst sollte vor Ort berichten, wenn nicht Dr. Blohm und Herr Voss?

Blohm: Das erinnert mich alles an meine Befürchtung, daß eine Partei von Star Trek-Fans eines Tages die Weltherrschaft an sich reißen wird.

Voss: Wo sind denn die Mädels?

Blohm: Voss!

Voss: Es hieß, daß 20 halbnackte Go-Gos auf dem Tresen tanzen und sich Tequila die Beine runter laufen lassen. Ich hoffe, wir sind nicht zu spät.

Blohm: Niemand geht vor Mitternacht in's „Aladin“ und schon gar nicht zu einer Veranstaltung mit Vampir-Beteiligung. Ich dachte, Sie wären so ein Nachtschwärmer, Voss?

Voss: Zumindest habe ich mir nicht sofort die Zeiten der Nachtbusse aufgeschrieben.

Blohm: Sie wollen sich wohl später auch noch beißen lassen, was?

Voss: In Ihrer Begleitung lernt man sowieso niemanden kennen.

Blohm: Schon gut, ich werde Ihren Bemühungen nicht weiter im Wege stehen und mich in den Biergarten setzen.

Voss: Und ich sehe mich mal ein wenig um. Vieleicht treffe ich noch ein bekanntes Gesicht.

Etwas später an einer der zahllosen Theken

Blohm: Da sind Sie ja, Voss. Diese Rockband hat Sie wohl nicht gerade zum Bleiben animiert. Und, hat Ihnen die Go-Go-Show gefallen?

Voss: Ach, naja, irgendwie konnte ich die Schlangenfrau nicht ausmachen.

Blohm: Stimmt, die ist mir auch entgangen.

Voss: Was ist hier eigentlich anders als sonst?

Blohm: Die Bardamen haben alle verschmiertes Make-Up im Gesicht. Einige sehen schon recht verwegen aus.

Voss: Bei diesem Betrieb sehen die um diese Zeit sonst auch nicht anders aus. Haben Sie eigentlich die Flyer für die nächste Party mit den „Titty Twister Dancers“ gesehen ? Die „Sex Zone“ mit Las Vegas-Table Dance, Lack und Leder aus Amsterdam, Go-Go-Girls aus London und Moulin Rouge-Show, Liebe und Erotik aus aller Welt. Nur den Deutschen scheint da die Tradition zu fehlen.

Blohm: Die verkaufen lieber das Equipment und bauen digitale Autobahnen! Zusammen mit den ganzen Erotik-Messen wird Bremen bald noch zu einer richtigen Sex-Metropole. Besonders frivol finde ich es hier übrigens nicht, eher reichlich prüde. Die Leute brauchen wohl diese Entschuldigung, daß sie auf einer Motto-Party sind, aber eigentlich wollen sie nur die Frauen auf den Tischen tanzen sehen.

Voss: Verkleidet hat sich auch niemand.

Blohm: Als was soll man sich denn bitte verkleiden ? Als Rocker oder als unschuldige Geisel vieleicht?

Diese Veranstaltung ist doch genauso pubertär wie der Film dazu. Gangster und Vampire, ich bitte Sie. Vieleicht genau das Richtige um bei ein paar Jugendlichen für rote Ohren zu sorgen, aber leider wachsen inzwischen wohl die wenigsten Menschen über den geistigen Horizont von 16jährigen hinaus und Quentin Tarantino, das Idol aller Videothekare, ist für sie ein großer Künstler, der wichtige Aussagen über zwischenmenschliche Beziehungen trifft, ha!

Voss: „Reservoir Dogs“ ist ein guter Film.

Blohm: Hören Sie, „Reservoir Dogs“ ist ein Film über Jungs, die zuviel rumsitzen, dummes Zeug reden und mit großen Ballermännern rumfuchteln, weil sie als Kind nicht lange genug gestillt worden sind. Außerdem sind die entscheidenden Szenen aus dem Hong Kong-Film „Streets of Fire“ geklaut

Voss: Wollen Sie noch etwas trinken?

Blohm: Mir wird langsam etwas langweilig. Ich überlegte, im Anschluß noch zum Güterbahnhof zu fahren. Dort findet eine nächtliche Performance nacktbadender Künstlerinnen in einem alten Container statt.

Voss: Aha!

Blohm: Was „aha“?! Ich glaube, ich habe ausdrücklich „Performance“ und „Künstlerinnen“ gesagt.

Voss: Mir können sie nichts vormachen, Sie Cretin!

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