: Iraks Regierung auf Weg gebracht
Nach zähen Verhandlungen hat Premier Dschaafari Iraks Kabinett gebildet. Sechs Ministerposten für Sunniten. Abgeordnete Lamia al-Sakri vor Haustür ermordet
BAGDAD afp/ap ■ Fast drei Monate nach den Wahlen im Irak ist die Regierungsbildung nach Angaben des designierten Ministerpräsidenten Ibrahim al-Dschaafari abgeschlossen. Nach wochenlangen Verhandlungen stehe das Kabinett, teilte er gestern mit. Zur Zusammensetzung seiner Regierung machte er zunächst keine Angaben. Die Liste solle erst dem Präsidialrat und später dem Parlament vorgelegt werden, so Dschaafari. Aus der Parlamentswahl am 30. Januar waren die schiitischen Parteien als klare Sieger hervorgegangen.
Die Regierungsbildung hatte sich in den vergangenen Tagen wegen andauernden Streits um Personalfragen immer wieder verzögert. Zuletzt hatten die USA massiven Druck ausgeübt, um eine Einigung unter den Parteien zu erzielen. Noch gestern gab es aber offenbar Widerstand aus den Reihen der Schiiten gegen einige Kandidaten der Sunniten, die frühere Mitglieder der Baath-Partei von Saddam Hussein gewesen sein sollen. Auch unter den Schiiten selbst gab es Streit um die Besetzung des Ölministeriums. Nach Angaben aus Verhandlungskreisen entzündete sich der Disput zudem wegen der Vergabe des Verteidigungs- und des Innenministeriums. Nach bisherigen Angaben sollen die Schiiten in der neuen Regierung 17 Minister stellen, die Kurden 8 und die Sunniten 6. Christen und Turkmenen sollen je einen Ministerposten bekommen. Zwei Frauen sollen im Kabinett vertreten sein.
Unterdessen ist eine Abgeordnete des irakischen Parlaments einem Anschlag zum Opfer gefallen. Lamia Abed Chaduri al-Sakri von der Partei des scheidenden Regierungschefs Ajad Allawi wurde gestern in ihrem Haus in Bagdad erschossen, wie die Polizei mitteilte. Allawi selbst entging erst in der vergangenen Woche einem Anschlag.