Irakkrieg: Blairs einsame Entscheidung
Gegen den Rat seiner engsten Vertrauten hat der Ex-Premier die britische Beteiligung am Irakkrieg durchgesetzt. Das sagt zumindest sein damaliger Pressesprecher.
LONDON dpa/taz Bei der entscheidenden Sitzung seines Kabinetts im März 2003 sei Blair von mehreren Regierungsmitgliedern vor diesem Schritt gewarnt worden, enthüllt sein ehemaliger Sprecher Alastair Campbell. Auch engste Vertraute hätten erhebliche Vorbehalte gegen den Schritt gehabt, schreibt Campbell in seinem am Montag veröffentlichten Buch "The Blair Years", weiter.
"Jeder von uns hatte beträchtliche Zweifel, nur er nicht, oder wenn er sie hatte, dann hat er sie vor uns versteckt", schrieb Campbell. Prophetisch habe in der Kabinettsrunde der damalige Labour- Fraktionschef und spätere Verteidigungsminister John Reid erklärt: "Man wird uns danach beurteilen, wie es in dem Irak sein wird, der auf den Irak von Saddam Hussein folgt und danach, wie es dann im Nahen Osten aussieht."
Blair sei aber überzeugt gewesen, "das Richtige zu tun", sagte Campbell in einem Interview anlässlich seiner Buchveröffentlichung der BBC. Die Entscheidung für oder gegen eine Kriegsteilnahme an der Seite von US- Präsident George W. Bush sei "eindeutig die schwierigste seines Lebens gewesen" und zugleich "eine, mit der er bis zum Ende seiner Tage leben muss". Campbell zufolge habe Blair auch darüber nachgedacht, ob der Krieg ihm größere Spielräume für innenpolitische Reformen erlaubt.
Blair war am 27. Juni nach Monate langen Auseinandersetzungen innerhalb der regierenden Labour-Partei zurückgetreten. Durch die Beteiligung am Irak-Krieg war Blairs Ansehen als Politiker in Meinungsumfragen derart stark gesunken, dass seine Partei mit ihm an der Spitze voraussichtlich keine Wahl mehr gewonnen hätte. Sein Nachfolger Gordon Brown, ehemaliger Finanzminister unter Blair, soll dem Irak-Krieg seinerzeit nur zögerlich zugestimmt haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!