MIT DER SLOWAKEI AUF DU UND DU: Investoren lieben Prag
■ Bei einem Zerfall der CSFR verlöre die Slowakei
Prag (dpa/taz) — Falls die Koalitionsverhandlungen in der CSFR scheitern und die tschechoslowakische Föderation zerfällt, wäre die Slowakei klar die ökonomische Verliererin. Die Tschechische Republik wird bereits seit der politischen Wende Ende 1989 von ausländischen Investoren bevorzugt behandelt. In Böhmen und Mähren hat CSFR-Finanzminister Vaclav Klaus seine radikalen Wirtschaftsreformen zielstrebig durchgesetzt, während sie in der Slowakei auf Widerstand stießen. Die Krone zählt heute zu den stabilsten Währungen des früheren Ostblocks. Doch mit den Reformen kam die Arbeitslosigkeit. In der Tschechischen Republik liegt sie bei vier Prozent, in der Slowakei ist sie dreimal so hoch. Dies liegt vor allem an der Konzentration von Rüstungs- und Schwerindustrie in der südlichen Teilrepublik. Bei ersten Versuchen, die Produktion auf zivile Güter umzustellen, gingen Tausende Arbeitsplätze verloren.
Seit Bekanntgabe der vorläufigen Endergebnisse der Parlamentswahlen fragen immer mehr Investoren in Prag bei ihren Vertretungen an, ob es noch sicher sei, Geld in der CSFR anzulegen. Die Antwort lautet zumeist: „Sie können Ihr Geld beruhigt in der Tschechischen Republik anlegen.“ Die Slowakei wird von westlichen Bankern in Prag hingegen als Sicherheitsrisiko eingestuft.
Die Waffenschmieden sind fast die einzigen Devisenbringer der Slowakei, deren Anteil am gesamten Deviseneinkommen der CSFR bei lediglich 27 Prozent liegt. Obwohl in der Slowakei nur ein Drittel der CSFR-Bevölkerung lebt, verbraucht die dortige Industrie fast die Hälfte der gesamten Rohstoff- und Energieimporte. Bei einem Zerfall der CSFR würde Prag die jährlichen Subventionen in Höhe von 500 Millionen Kronen (rund 30 Millionen DM) für Bratislava streichen. Gleichzeitig müßten die Slowaken mit einer hundertprozentigen Abwertung ihrer neuen Währung rechnen. Allein die Gründung einer eigenen Notenbank würde nach Angaben von CSFR-Außenhandelsminister Jozef Baksay 15,6 Milliarden Kronen verschlingen.
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