Interdisziplinäre Gesundheitsforschung: Forschen für die Gesundheit aller

Ein neues Helmholtz-Institut soll Ausbreitung und Evolution neu­artiger Krankheitserreger erforschen. Zwei Modellregionen stehen im Zentrum.

Rote Kügelchen aneinandergestreckt und gelbe Streifen auf einer grünen Fläche, Blick durchs Elektronenmikroskop

Nur schön unter dem Elek­tro­nen­mi­kro­skop:­ Zel­len des Eiter-Erregers Staphylococcus aureus Foto: Manfred Rohe/HZI

BERLIN taz | Menschen erkranken, Tiere genauso, und auch unserem Planeten – den manche als einen Superorganismus betrachten – geht es nicht besonders gut. Einem breiteren und integrierten Verständnis von Gesundheit und Krankheitsentstehung folgt das neue Helmholtz-Institut für One Health (HIOH), das diese Woche mit einem Festakt in der Ostseestadt Greifswald gegründet wurde. Das Institut ist eine Tochter des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und befasst sich mit dem Auftreten neuartiger und für Veränderung bekannter Krankheitserreger.

„Die menschliche Gesundheit lässt sich nicht mehr isoliert betrachten“, sagt HIOH-Gründungsdirektor Fabian Leendertz. „Wir haben in den vergangenen Jahren lernen müssen, dass sie eng mit der Gesundheit von Tieren, der Umwelt und auch der ökologischen Diversität verwoben ist“.

Der Veterinärmediziner und Mikrobiologe hatte unter anderem untersucht, wie die Ebola-Epidemie der Jahre 2014 und 2015 ihren Ursprung in einer virusinfizierten Fledermausart in Guinea hatte. Diese Erkrankung wie auch die aktuelle Covid-19-Pandemie haben ihre Wurzel darin, dass die Menschheit immer weiter wächst, dadurch in zuvor unberührte natürliche Lebensräume eindringt, und nicht nur Jagd auf Wildtiere macht, sondern auch Viehzucht und Landwirtschaft fortlaufend intensiviert.

„Kombiniert mit Globalisierung, Klimawandel und der erhöhten Mobilität der Menschen sind dies die Hauptursachen für den Ausbruch und die rasche Ausbreitung von Infektionen“, beschreibt Leendertz den One Health-Hintergrund.

Das HIOH startet mit drei Forschungsabteilungen. Sie befassen sich mit der Ökologie und Entstehung von Zoonosen, der Epidemiologie und Ökologie von antimikrobiellen Resistenzen sowie der „Pathogen-Evolution“. Gearbeitet wird mit Proben aus zwei Modellregionen: Subsahara-Afrika und Mecklenburg-Vorpommern. Beide Gebiete sind von Landwirtschaft und Jagd geprägt, wenn auch traditionell in unterschiedlicher Weise.

Angepasste Hygienemaßnahmen

„In beiden Regionen können wir uns vergleichend anschauen, welche Erreger mit welchen Antibiotikaresistenzen es bei den Menschen, Tieren und in der Umwelt gibt und wie die Kontakte stattfinden“, beschreibt der Institutsdirektor den Forschungsansatz. „Mit den Menschen vor Ort wollen wir dann zum Beispiel konkret an ihre Lebensweise angepasste Hygienemaßnahmen ableiten“.

Dabei spielt die Interdisziplinarität eine große Rolle. Naturwissenschaft, Medizin und Sozialforschung müssen Hand in Hand gehen. Dazu gehört, dass der One-Health-Ansatz auch noch mehr Eingang in die universitäre Lehre und auch in die schulische Ausbildung finden muss, wie Leendertz betont. „Wir haben einen klaren Bildungsauftrag, dem One Health-Gedanken mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen“.

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