: Inszenierung einer elektronischen Feuerstelle
■ Station Rose in der NGBK
Die Hypermedia Installation der Station Rose, namentlich Gary Danner und Elisa Rose, ist neben dem semiotisch lobenswertem Versuch, den Superlativ der Fluxus kontaminierten Multi-Media Installation zu bilden, auch der Wunsch, das cyberspacige networking im Präsens zu konjungieren. In den Räumen der NGBK puzzelt das Duo an einem schwer verdaulichen Mixdrink, als ob die Kunst, der Künstler und die Sprache sowieso sich für die Jahrtausendwende erstmal neu erfinden müßten. Den gestressten Betrachtern wird ein audio-visueller output um Ohren und Augen geschlagen, daß sie sich davon, wenn es nach der Station Rose ginge, nicht mehr erholen sollen. Gefälligst zu einem Rezipienten mutiere, der mit 130 BPM wiederhole: »Future is now«. Da taumeln die Künstler davon, die doch auch immer so gerne Rockstar werden wollten und jetzt doch wieder an ihrer Leinwand sitzen. Weniger der Pinsel als das globale Mischpult ist das Instrument von STR. »Gunafa« (arab. Slangwort für Cocktail oder Chaos), Titel der Ausstellung, ist so eher eine flexible Präsentationsform ganz unterschiedlichen Basismaterials.
Ein Großteil der ausgestellten Objekte: Computerausdrucke (»Bubble Jet Prints«), Leuchtkästen (»Neon Shop Windowdisplays«), Videofilm (»Virtuelle Begrüßung durch Timothy Leary«) und Musik plus Videobeam-Projektion (»Sounds and Visuals der Public Brain Session«) sind Produkte eines neunmonatigen Studienaufenthalts (»mediale und telematische Feldforschung«) in Cairo (»25-Mio-Einwohner- Sprawl-Dorf als vorweggenommene Hyperrealität Post-New-Yorks«). Das in Cairo (nach STR Partnerstadt des Carpenter-Klapperschlangen New Yorks) vorgefundenen audio-visuelle Material ist von STR aufgenommen, digitalisiert und gesampelt worden. Das in der chaostheoretisch induzierten Philosophie von STR alles gleich wichtig ist, wurde nicht ausgewählt, sondern vorbehaltlos archiviert, was existiert. (»Die Autohupe aus Asyut wird genauso gesampelt, wie das Hühnergegacker Downtown Cairo.«)
Das so produzierte digitale Archiv dient ihnen nun seit zwei Jahren als Ausgangsmaterial für Sessions, Ausstellungen, Modeschauen und Auftritte. Es entsteht ein ziemlich stranger, weil nicht kausaler sondern assoziativ gemixter Cocktail, der das gesamte Merchandising der kunstmarkttechnischen Produktpalette umfaßt. Ohne falschen Holismus kann daher immer nur das gesamte Projekt STR incl. Gary Danner und Elisa Rose themselves betrachtet werden. Global Networking.
Seit ca. einem Jahr wird die Abteilung Sound plus Visuals bei Präsentationen des Gunafa-Hypermedia-Cocktails (versprawlt: bei temporär materiellen Schnittstellen des digitalen Archivs) stärker von anderen Objekten getrennt. Die gesampelten Klänge, Töne und Rhythmen wurden mit computerinduzierten Alphawellen (»from those you get your thoughts, you know«) überlagert. Dazu wird über Videobeam ein buntes Lichtstakkato aus Computeranimationen gezeigt. Es entstanden »Public Brain Sessions«, auf die der gute, alte Mann Leary in Ermangelung wirklich positiver Effekte songenannt bewußtseinserweiternder Drogen natürlich voll abgefahren ist.
Seitdem hat STR die volle Unterstützung aus Los Angeles und wird in diesem Jahr zum zweiten Mal auf Tournee mit Leary gehen. Um nicht wieder wie 1990 in die esoterische New Age-Ecke gedrängt zu werden, werden sie diesmal ihre Sessions mit Leary in der House Club Szene quer durch die BRD incl. Berlin aufführen. Nach der wenig bewußtseinsverändernden Wirkung der »Public Brain Session« in der Räumen der NGBK zur Ausstellungseröffnung ist der Club mit dem professionellen Vergnügungsequipment wie Laser Light, Nebelmaschine und soundsovieltausend-Watt-Anlage wohl der am besten geeignete Ort for-such-a-funny- headache-producing-thing. Jürgen Peters
bis 2.8., Tempelhofer Ufer 22, 1-61, Mo-Fr 10-17, Sa/So 13-17 Uhr
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