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Instinktlos

Die Nachricht war beruhigend: Über ein Jahr hatte die Staatsanwaltschaft ermittelt und herausgekommen war, daß an den Vorwürfen gegen die Polizisten vom dritten Revier nichts dranwar. Und der Generalstaatsanwalt redete höchstpersönlich aus der Fernsehkiste: Man habe eben so lange ermitteln müssen, weil die Zeugen schwer aufzutreiben gewesen seien. Außerdem seien es ja auch schwere Vorwürfe gewesen, denen man sehr gründlich habe nachgehen müssen.

Und jetzt? Nur ein paar Tage danach wird der erste Widerspruch laut. Von wegen Gründlichkeit: Ein ganzes Jahr und fünf Monate Ermittlungsarbeit — Polizisten wurden vorsichtshalber gar nicht erst gefragt, bei dem Afrikaner beließ man es lieber bei einer einzigen Vernehmung, und der Anwalt wartet noch immer auf die Akten. Das ist schon ein bemerkenswertes Ermittlungsergebnis.

Es sind schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben worden. Sie steht in der Gefahr, daß wegen schlechter Ermittlungsarbeit Schatten davon übrigbleiben. Gerade bei diesen Vorwürfen hätte doppelt und dreifach untersucht werden müssen. Was auch immer bei diesem konkreten Fall herauskommt, eines hat die Staatsanwaltschaft bewiesen: Instinktlosigkeit. Jochen Grabler

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