: Inkonsequente Rechtschreibung
betr.: „Weder Mafia noch Metternich“, taz vom 19. 2. 04, „Die törichtste Anpassung aller Zeiten“, Leserbriefe, taz vom 26. 2. 04
Ickler und Denk sind die großen Kämpfer für eine möglichst inkonsequente Rechtschreibung. Das sei ihnen unbenommen. Schon die französischen Gelehrten des Mittelalters hatten sich auf Regeln verständigt, die dem gewöhnlichen Volk verschlossen bleiben sollten. Damit blieb ihre Stellung als Schreibermonopolisten lange unangetastet. Da waren die Sumerer als Erfinder der (Keil-)Schrift reformfreudiger. Im Laufe der Jahrhunderte schrieben sie von oben nach unten, von links nach rechts, von rechts nach links und änderten dabei sogar immer wieder ihre Schriftzeichen. Aber unsere Altschreibhüter schreien schon auf, wenn die Dreierles-S-Schreibung vereinfacht wird.
Ein schönes Beispiel ist auch der letzte (Kultur-)Tänzer Günter Grass. Von Hause aus schreibt er sich „Graß“ (s. Kindlers). In der Vorwegnahme der Rechtschreibreform wurde daraus ein „Grass“. Hier hat er, wenn auch nicht ganz konsequent, die ß-Schreibregelung vorweggenommen: Statt „ß“ am Wortende schrieb er „ss“. Und dann das jahrelange Gedöhns. Ob all seine Äußerungen wie die zur Rechtschreibung von gleicher Qualität sind, soll hier nicht untersucht werden. Schön wär’s, wenn die Gegner der gemäßigten Rechtschreibung mal erklärten, was gegen die ß/ss-Regelung und die Stammschreibung spricht. Die eigentliche Rechtschreibreform steht noch aus: Die überflüssigen Zeichen für v, z, x und q wären zu ersetzen durch f/w, ts, ks, und kw. Auf dann!
HARTMUT BERNECKER, Bietigheim-Bissingen
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