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Industrieländer ausdrücklich eingebunden

betr.: „Die sechste Milliarde ist bald voll“, (UNO legt Weltbevölkerungsbericht vor), taz vom 23. 9. 99

In dem Artikel wird über die Vorstellung des jüngsten Weltbevölkerungsberichtes und die Informationen der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung berichtet. „Die Bewältigung des Bevölkerungswachstums sei eine Schlüsselfrage für die Zukunft der Menschheit; Klimafragen, Fragen des Zugangs zu Ressourcen seien eng mit der Bevölkerungsfrage verknüpft.“ Soweit so gut und so richtig.

Als Mitarbeiterin einer NRO für Entwicklungszusammenarbeit aber (Deutsche Welthungerhilfe, meine Stellungnahme ist allerdings eine private), die sich intensiv mit der Kairoer Weltbevölkerungskonferenz im Jahre 1994 befasst hat, ärgert mich immer eine einseitige Darstellung, wonach sich nur im Süden etwas tun müsse: Weniger Kinder im Süden, und schon sei das Problem gelöst! Im Kairoer Aktionsprogramm werden die Industrieländer ausdrücklich eingebunden, wenn es um einen verantwortungslosen Umgang mit Resourcen geht. Sie werden ausdrücklich aufgefordert, „untragbare Verbrauchs- und Produktionsstrukturen durch wirtschaftliche, legislative bzw. administrative Maßnahmen zu verändern, mit denen ein tragfähiger (sprich: nachhaltiger) Ressourcenverbrauch gefördert und Umweltschäden verhindert werden sollen“. (3.29 d)

Solange jedes hier (i.e. in den Industrieländern) geborene Kind ein Vielfaches von dem an Ressourcen verbraucht, das ein in einem Entwicklungsland geborenes Kind in seiner Lebenszeit verbrauchen wird, solange nicht der Zusammenhang von Armut und Bevölkerungswachstum immer wieder deutlich gemacht wird, ist es wohl nicht vertretbar, ein „Katastrophen-Szenario“ im Süden zu bemühen.

Birgit Dederichs-Bain

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