: Indonesistik
Die angesehene Indonesienwissenschaftlerin Ingrid Wessel hat kaum mehr eine Chance, ihren Lehrstuhl an der Humboldt-Universität zu behalten. Die Wissenschaftsverwaltung hat in einem Schreiben mitgeteilt, daß der Lehrstuhl künftig nicht mehr geschichtlich ausgerichtet sein werde. Die Struktur- und Berufungskommission habe sich entschieden, „eine Professur für indonesische Literatur auszuschreiben“, heißt es in einem Brief an Indonesienwissenschaftler Daniel Lev von der University of Washington. Lev hatte sich für seine Kollegin Wessel eingesetzt, die sich mit der jüngeren Geschichte und der Gesellschaft Indonesiens befaßt. Der in der DDR praktizierte „regionalwissenschaftliche Ansatz“ ist damit ein weiteres Mal – wie bereits an den Universitäten in Rostock und Leipzig – zugunsten eines auf Sprache und Literatur ausgerichteten Konzeptes aufgegeben worden. Der Dekan des Fachbereichs Asien- und Afrikawissenschaften, Hans-Dieter Kubitschek, hatte vor einigen Wochen gegenüber der taz behauptet, die „modernen Indonesienstudien“ würden beibehalten. Zu diesem Zeitpunkt war die Festlegung auf Literatur und Sprache bereits getroffen. Professor Lev aus Washington kritisierte die Berliner Wissenschaftsverwaltung und die „mysteriösen Vorgänge“ bei den Neuberufungen.
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