: In der Hand der P2
■ Die italienische Geheimloge kontrollierte seit den 70er Jahren die rumänische Bekleidungsindustrie
Rom (afp) - Die Geheimloge P2 hat in den 70er Jahren nicht nur den italienischen Staat, sondern auch die rumänische Diktatur Ceausescus unterwandert. Der Großmeister der italienischen P2, Licio Gelli, enthüllte jetzt, daß er damals lukrative Geschäfte im Textilbereich mit Rumänien abgewickelte. In einem Interview der italienischen Wochenzeitung 'Panorama‘ beschreibt der Logenbruder, wie er 1973 in seiner Funktion als Generaldirektor des italienischen Konfektionsbetriebes Giole das Geschäft mit dem damaligen Industrieminister aus Bukarest aushandelte. Für die in Rumänien hergestellten Herrenanzüge zum Beispiel habe seine Firma 11,50 Dollar bezahlt. Die Anzüge seien dann mit dem Etikett „Made in Italy“ versehen für den sechsfachen Preis in den USA sowie in anderen Ländern Europas und Südamerikas verkauft worden.
Bei jeder Verlängerung der Handelsverträge habe die Firma Giole weitere Forderungen gestellt, bis das Unternehmen schließlich „de facto alle rumänischen Betriebe“ kontrollierte, die Kleidung nach westlichem Stil herstellten. Das Abkommen sei heute noch in Kraft.
Gelli muß sich in Italien wegen Terrorismus und Verschwörung gegen den Staat verantworten. Seine Geheimloge soll den italienischen Geheimdienst, Armee, Verwaltung, Presse, Politik und Wirtschaft unterwandert haben. Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit wurde Gelli bis zu seinem Prozeß jedoch auf freien Fuß gesetzt.
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