: In der DDR wird der China-Protest mit Festnahmen geahndet
Berlin (taz) - Nach einer Protestaktion gegen die chinesische Führung sind am Dienstag abend 16 Mitglieder von Ost-Berliner Friedens- und Menschenrechtsgruppen festgenommen worden. Sie wollten in der chinesischen Botschaft im Ost-Berliner Bezirk Pankow ein Protestschreiben abgeben, in dem sie die verantwortlichen chinesischen Politiker zum Rücktritt auffordern und ihre Empörung über die blutigen Vorgänge auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking äußern. Unter den Festgenommenen befand sich auch ein Gärtner, der aus Protest gegen das Blutbad einen Blumenstrauß vor der Botschaft niederlegen wollte.
Augenzeugen berichteten, daß die chinesische Botschaft weiträumig von zahlreichen Polizei- und Sicherheitskräften abgesperrt war, die den Protestierenden den Einlaß verwehrten. Als einige der Bürgerrechtler sich deshalb zum Sitzstreik niederließen, wurden sie in bereitgestellten Einsatzwagen abtransportiert. Bis Mitternacht waren die Festgenommenen wieder auf freiem Fuß. Gegen sie wurden Ordnungsstrafen bis zu 300 Mark verhängt, weil sie mit ihrer Zusammenkunft „die öffentliche Ordnung und Sicherheit beeinträchtigt“ hätten.
Wie aus Ost-Berliner Friedenskreisen zu erfahren war, richtet sich der Protest nicht nur gegen die chinesische Führung. In einem Schreiben an den Vorsitzenden des DDR -Ministerrates Willi Stoph wird auch die Berichterstattung der DDR-Medien aufs schärfste kritisiert, die unverändert die Version eines „konterrevolutionären Aufruhrs“ pflegen.
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