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In „Rest-Jugoslawien“ ist Serbien isoliert

Belgrad (dpa) — Die größte jugoslawische Republik Serbien ist bei ihrem Bemühen völlig isoliert, ein „drittes Jugoslawien“ aufzubauen. Nach der Republik Bosnien-Herzegowina lehnte am Freitag Mazedonien jede Verhandlung darüber ab. Auch die zweieinhalb Millionen Albaner in Serbien verweigerten am selben Tag ihren Anschluß an den geplanten neuen Staat. Zuvor hatte selbst der engste Verbündete Serbiens, Montenegro, solche Bedingungen gestellt, daß ein gemeinsamer Staat mit Serbien kaum möglich sein dürfte. Während Radio Belgrad den ganzen Tag über schwere Kämpfe in der Nähe der ostkroatischen Stadt Vinkovci meldete, erörterte das Parlament von Bonsien- Herzegowina eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit.

„Für uns kommt die Schaffung eines Mini-Jugoslawiens nicht in Frage“, erteilte der mazedonische Regierungschef Nikola Kljusev einem entsprechenden serbischen Angebot von Anfang der Woche in Skopje eine klare Absage. Sollte Serbien die Albaner mit Gewalt in ihren Staat zwingen, so entstünde „ein ständiger Konfliktherd“, warnte am Freitag in der Kosovo-Hauptstadt Pristina der „Demokratische Bund“ als wichtigste albanische Organisation.

In der bosnischen Hauptstadt Sarajevo trat das Parlament zusammen, um eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit auszuschreiben. Ein Antrag, nach dem Vorbild Kroatiens, Sloweniens und Mazedoniens alle Vertreter dieser Republik aus den von Serbien beherrschten jugoslawischen Bundesorganen abzuziehen, wurde zu Beginn der Sitzung zurückgestellt. Die Serben, deren Abgeordneten die Debatte boykottierten, wollen sich mit allen Mitteln dem Referendum widersetzen. Denn auf dieser Grundlage wollen die moslemische Mehrheit und die kroatische Minderheit Bosnien international anerkennen lassen.

Die Serben, die ein Drittel der Bevölkerung stellen, möchten dagegen ihre Republik an ein Großserbien anschließen.

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