: In Polen bricht die offizielle Versorgung mit Fleisch zusammen
Warschau (dpa) - In Polen ist die Fleischversorgung in den staatlichen Läden zusammengebrochen. Die angespannte Versorgungslage war zentrales Thema bei der Politbürositzung am Dienstag. Die Regierung hat beschlossen, die Gültigkeit der Juni-Fleischkarten (2,5 Kilogramm monatlich) bis zum 5. Juli zu verlängern, was jedoch nur dann Sinn macht, wenn bis dahin wieder Fleisch in die Läden kommt. Außer Fleisch sind in den staatlichen Läden auch Käse, Mehl und Nudeln knapp. Kein Mangel herrscht dagegen an den Ständen der freien Märkte. Dort ist das Fleisch allerdings sechsmal so teuer wie in staatlichen Läden.
Landwirtschaftsminister Kazimierz Olesiak versicherte vor polnischen Journalisten, die Regierung habe schon seit langem einen Plan zur Umstellung des Lebensmittelhandels auf Marktpreise fertig, müsse ihn aber erst mit den Gewerkschaften abstimmen. Mit Rücksicht auf die politische Situation hatte es die Regierung bislang vermieden, Erhöhungen der staatlichen Ankaufspreise an die Verbraucher weitergegeben. Die dadurch notwendigen Preissubventionen ließen das Defizit im Staatshaushalt bereits auf drei Billionen Zloty (fast sieben Mrd. DM) steigen.
Ungeachtet der schwierigen wirtschaftlichen Situation kann sich die Bundesregierung nach wie vor nicht zu einem großzügigen Kreditangebot an Polen durchringen. Während sich in den letzten Tagen die Anzeichen verdichten, daß auch der Kanzlerbesuch in Warschau angesichts der harten Bonner Haltung immer fraglicher wird, dementierte Horst Teltschik am Mittwoch das Scheitern der Verhandlungen mit Polen. Die Möglichkeit einer Kohl-Reise noch vor dessen Sommerurlaub sei nach wie vor offen.
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