: In Peru droht offenbar eine Hungersnot
Lima (afp) - Knapp zehn Tage nach dem Inkrafttreten des wirtschaftlichen Schockprogramms von Präsident Alberto Fujimori droht Peru offenbar eine Hungersnot. Vor allem seien mehr als zwei Millionen Bauern, durch Trockenheit, unerwarteten Frost und Landplagen in diesem Jahr bereits schwer geschädigt, stark gefährdet.
Der Landwirtschaftsverband CNA forderte am Samstag die Regierung auf, sofort 64.000 Tonnen Lebensmittel für mindestens 120 Tage in die betroffenen Provinzen zu schicken. Die Lage werde darüber hinaus durch die Plünderung der Städter zugespitzt, die die spärlich bestellten Felder der Bauern abernten würden. Die Situation sei explosiv. 600.000 Familien, die direkt von der Kleinindustrie abhängig seien, würden derzeit völlig ohne Finanzmittel auskommen müssen, erklärte ein Industrievertreter. 85 Prozent aller Kleinstunternehmen stünden vor dem Konkurs. Unterdessen hat die peruanische Regierung den Mindestlohn um 300 Prozent auf umgerechnet etwa 80 DM erhöht. Seit dem Schockprogramm Fujimoris sind allerdings die Grundnahrungspreise um zwischen 1000 und 3000 Prozent explodiert. Arbeitsminister Carlos Torres gab am Samstag zu, daß der durchschnittliche Warenkorb für die Grundversorgung der Bevölkerung bereits etwa 420 DM koste.
Da sich immer mehr an der Grenze zu Ecuador lebende Peruaner im nördlichen Nachbarstaat mit Lebensmitteln eindecken, sind auch dort die Preise sprunghaft angestiegen. So werden Schmuggelpfade in den Bergen gesprengt und der Lkw -Verkehr zwischen beiden Staaten stark eingeschränkt.
Die Guerilla hat am Wochenende ihre Attacken fortgesetzt. Allein in der Provinz Ayacucho wurden am Samstag acht Menschen durch Anschläge getötet.
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