: In Ost und West gegen den § 218
■ Gegen „einig Memmingen“ - Großdemonstration in Bonn Gleichzeitig aufgebrachte Protestaktionen in Ost-Berlin
Bonn/Berlin (taz) - „Bloß kein einig Memmingen“ - eine Frauengruppe aus Bayern brachte das erste gemeinsame politische Anliegen der Frauenbewegung aus Ost und West auf die knappste Formel. In Bonn demonstrierten am Samstag 15.000 Frauen und einige tausend Männer für das uneingeschränkte Selbstbestimmungsrecht der Frau und die Abschaffung des Paragraphen 218. In Berlin blockierten Frauen kurzfristig die Grenzübergänge am Brandenburger Tor und Potsdamer Platz. Zu der Blockadeaktion hatte der UFV aufgerufen. „Stopp für den 218“ hieß es. Mit der Parole „Nie wieder Mittelalter“ wurde auf die Memminger „Hexenprozesse“ angespielt, bei denen Hunderte Frauen und der Frauenarzt Horst Theissen verurteilt worden waren. „Memmingen“ entwickelt sich zum grenzüberschreitenden Symbol für eine frauenverachtende Rechtssprechung. In der DDR ist für den Beibehalt der Fristenregelung demonstriert worden, in Bonn betonten die Rednerinnen, daß das politische Ziel nicht in der einfachen „Übernahme der DDR-Realität“ liege. „Wir wollen weder ein Indikationen- noch ein Fristenmodell, sondern überhaupt kein Modell“, verlangte die Bundesvorsitzende der bundesdeutschen Pro Familia, Monika Simmel-Joachim. Auch Horst Theissen, einziger männlicher Redner der Bonner Demonstration, forderte eine „grundlegende Neuregelung“ des Schwangerschaftsabbruchs.
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