: In Mostar „vorgeführt“
■ Provozierte Pannen beim Besuch von Entwicklungshilfeminister Spranger
Bonn/Mostar (AP) – Erneut hat ein deutscher Politiker mit Kroaten in Mostar, der Hauptstadt der Herzegowina, keine guten Erfahrungen gemacht. Jetzt wurde Entwicklungshilfeminister Carl-Dieter Spranger „vorgeführt“, wie er selbst sagte.
Begonnen hatte alles am Freitag. Der Minister wollte zwei Eisenbahnbrücken vor und hinter Mostar übergeben, die im Kriegstreiben 1992 zerstört worden waren und jetzt mit 7,5 Millionen Mark deutscher Hilfe wieder instandgesetzt wurden. Einen Tag vor dem Spranger-Besuch wurde an der Bavevici-Brücke plötzlich die kroatische Fahne gehißt. „Die kroatische Fahne bei einer offiziellen Feier in Bosnien und Herzegowina hätte eine eklatante Mißachtung der Souveränität dieses Staates bedeutet“, erklärte Kinkel später. Die deutsche Botschaft forderte ultimativ, die Flagge zu entfernen und kündigte einen Kontrollbesuch für acht Uhr morgens am Einweihungstag an. Zu diesem Zeitpunkt war die Fahne weg, eine halbe Stunde später aber wieder da. Spranger strich die Übergabe dieser Brücke.
Im Hotel „Ero“ in der Innenstadt, dem Hauptquartier der EU- Administration in Mostar, gab Spranger schließlich einen Empfang. Just währenddessen drangen zwei kroatische Polizisten in das Gebäude ein und wollten auf der Terrasse die Projektsekretärin verhaften. Die Frau setzte sich lautstark zu Wehr, worauf die beiden wieder abzogen, aber vor dem Hoteleingang warteten. Im Projektbüro war eine Woche zuvor ein Faxgerät gestohlen worden. Jetzt wolle die Polizei „Informationen“, sagte die Sekretärin, die schon seit anderhalb Jahren für die GTZ arbeitet. Ein Mitglied der deutschen Botschaft versuchte, den Namen der kroatischen Polizisten zu erfahren. Sie wüßten ihren Namen nicht, antworteten die beiden. „Wir lassen uns nicht als Hanswurste behandeln“, schimpfte der Entwicklungshilfeminister. Und der Außenminister forderte die deutsche Botschaft in Zagreb auf, unverzüglich bei der kroatischen Regierung vorstellig zu werden.
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