Kommentar: In Kurdistan lernen
■ Nachhilfe für Kohl und Scharping
Daß die bremische Ausländerbeauftragte Dagmar Lill besonders vehement für eine friedliche Konfliktlösung zwischen der türkischen Regierung und den Kurden eintritt, ist nicht verwunderlich. Gerade aus Kurdistan zurückgekehrt, sind die Bilder in ihrem Kopf noch frisch und die Motivation ist hoch, den Menschenrechtsverletzungen in der Türkei ein Ende zu bereiten. Parteistrategische Überlegungen treten da erstmal in den Hintergrund.
Die daheimgebliebenen Genossen hüten sich dagegen, ihre Empörung so unverblümt zum Ausdruck zu bringen. Ist doch das „Kurdenproblem“ ein heikles Thema, zumal wenn sich in Deutschland ein Nebenkriegsschauplatz auftut. Die Gefahr besteht, daß zu deutliche Sympathiebekundungen gegenüber dem verfolgten kurdischen Volk die konservativen WählerInnen der SPD verprellen. Für die Bundesregierung sind die Ausschreitungen auf des Deutschen heiliger Autobahn ein gefundenes Fressen. Neben der geplanten Abschiebung unerwünschter Kurden und der Verschärfung des Ausländerrechts, die Gelegenheit, um Stimmen am rechten Rand zu sammeln.
Eine politische Lösung des Konflikts ist nicht in Sicht. Helfen würde vielleicht ein Pflichtbesuch von Kohl und Scharping in Kurdistan. Wenn die beiden nur halb so emotionalisiert zurückkommen wie Dagmar Lill, besteht Anlaß zur Hoffnung. Thorkit Treichel
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