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Impfstoff für die nächste Grippewelle

■ Landesgesundheitsamt Niedersachsen überwacht und erforscht alle Grippeviren

Hannover. Während die letzten Grippekranken dieses Winters noch ihr Bett hüten, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) soeben bereits den Impfstoff für die kommende Grippesaison festgelegt. An der Produktion des Serums wird die Pharmaindustrie jetzt das nächste halbe Jahr lang arbeiten. Mediziner beobachten Grippeviren überall auf der Welt, um anhand dieser Daten jährlich den neuen Impfstoff zu bestimmen. Die in Deutschland zuschlagenden Viren kontrolliert Rolf Heckler vom Nationalen Referenzzentrum beim Niedersächsischen Landesgesundheitsamt in Hannover.

„Viren müssen auf Zellkulturen angezüchtet werden, und das ist sehr aufwendig“, erläutert Heckler. Im Landesgesundheitsamt lagern daher bei heimeligen 37 Grad unzählige von Reagenzgläschen mit einer roten Zell-Flüssigkeit. „Zur Zeit bekommen wir rund 300 Virenproben pro Woche“, beobachtet Heckler. Bereits seit 1957 werden in Hannover Influenzaviren untersucht. Hecklers Vorgängerin Hildegard Willers brachte die entsprechenden Methoden aus England mit und etablierte das Nationale Referenzzentrum. Jeder eingesandte Virus wird nun hier typisiert und mit anderen verglichen, erhält einen Namen und wird schließlich eingefroren.

„Neue Viren entstehen in der Regel im asiatischen Raum“, weiß Heckler. Wenn hier Sommer ist, ist in Asien bereits Winter und damit die Zeit, in der die Menschen Grippe bekommen. Warum gerade in Asien neue Viren auftauchen, darüber rätseln die Forscher noch. Möglich sei, „daß gerade in China Menschen eng mit Schweinen und Vögeln zusammenleben. Auch Schweine und Vögel können sich mit menschlichen Viren infizieren“, sagt Heckler. Dann dauere es meist ein halbes Jahr, bis der Virus in Europa angelangt ist.

Außer Frage steht nach Ansicht Hecklers, daß irgendwann eine neue große Grippeepidemie kommen wird. Der Experte spricht sogar von einer „Pandemie“, die sich anders als eine Epidemie über ganze Länder und Landstriche ausbreiten kann. Im Schnitt alle 20 Jahre sei es zu diesen Ausbrüchen gekommen. Da die letzte Pandemie bereits 30 Jahre zurückliege, seien die Befürchtungen groß, jeder neue Virus werde mit Argusaugen überwacht.

Doch bisher gelte wie immer: „Je mehr Leute geimpft sind, desto eher kann die Infektkette durchbrochen werden“, betont Heckler. dpa

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