■ Soundcheck: Immaculate Fools
Gehört: Immaculate Fools. Irgendwann muß Immaculate Fools-Chef Kevin Weatherill die Pop-Maxime verinnerlicht haben, daß Plattenkäufer immer bereit sind, für Eingängigkeit zu bezahlen. Also knauserte er mit Ackorden und machte sich die Bodenständigkeit des Folk mit energischem Pathos gefügig. Inzwischen dürfte der sparsame Hymnen-Songwriter den Traum aufgegeben haben, Stadien zu beschallen.
In schweißtreibenden Clubs wie dem Logo versuchen die Immaculate Fools, den Mangel an Originalität durch aufwühlende Maloche wettzumachen. Dramatik nach Kevin Weatherill heißt, die Songs zu zerdehnen, ohne ihre Kenntlichkeit aufzugeben, Wiederholung statt Improvisation. Für Verwirrung sorgt allein Geiger Barry Wickins. Wenn er die ausgelatschten Melodien zerfiedelt, flattert ein wenig euphorische Ausgelassenheit durch die bedeutungsschwangere Atmosphäre. Weatherill selbst ist klug genug zu wissen, daß es eine Zumutung wäre, seine litfaßsäulengroßen Botschaften auch noch mit ausladenden Gesten zu begleiten.
Mit vornehmer britischer Zurückhaltung beschränkt er sich auf kecken Smalltalk und registriert die freudetrunkenen Fans mit einem zufriedenen Grinsen. Mit nackter Brust, Schweiß und gekrümmten Muckerposen kann man eben nicht nur kreative Löcher stopfen, sondern auch noch ein paar Freunde gewinnen.
iiiiBjörn Ahrens / Foto: JMS
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