Kommentar: Im fremden Claim
■ Ein Vorteil beim Stadtwerke-Verkauf
Kann das kleine Bremen wirklich die jahrzehntealte Monopolstruktur der westdeutschen Energiewirtschaft durcheinander bringen? Seit Kriegsende ist die Republik in feste Claims der drei Stromgiganten PreAG, RWE und Bayernwerke aufgeteilt. Nur eine handvoll Städte haben sich dieser Übermacht bislang entziehen können, Bremen ist eine davon. Wenn der Senat diese Selbständigkeit nun opfert, um Geld in die leere Landeskasse zu spülen, dann kommt nach der herrschenden Übereinkunft eigentlich nur der norddeutsche Monopolist Preussen-Elektra aus Hannover als Käufer in Frage.
Das überraschende Interesse der RWE, sich durch die Bremer Stadtwerke nun mitten im PreAG-Claim niederzulassen, dürfte zumindest für Bremens Verhandlungsposition Vorteile bringen. Ein guter Preis mit guten Bedingungen läßt sich bei zwei möglichen Käufern jedenfalls eher erreichen als bei einem einzigen.
Daß sich die milliardenschweren Großkonzerne PreAG und RWE dabei vom kleinen Bremen gegeneinander ausspielen lassen, ist allerdings kaum zu erwarten. Dann schon eher, daß sie sich am Ende den Bremer Kuchen friedlich teilen. Aber selbst das wäre für eine eigenständige Bremer Energiepolitik besser, als die hoffnungslose Auslieferung an die Gesetze der längst überfälligen energiewirtschaftlichen Claim-Struktur. Dirk Asendorpf
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