Im Wartezimmer: Die Natur der Sache
■ Sportmediziner Jürgen Küchlin über die (wenigen) Risiken beim Hallenfußball
taz: Morgen beginnt der Ratsherrn-Cup und am Montag vormittag stehen wieder etliche Spieler vor ihrer Praxistür.
Jürgen Küchlin: Das glaube ich nicht. Hallensport ist genauso gefährlich wie Sport draußen. Es gibt jedoch Verletzungen, die häufiger vorkommen als im Freien. Bänder und Sehnen werden sehr strapaziert. Das liegt an den ruckartigen Bewegungen: Zehn Meter rennen, bremsen, schnell umdrehen und wieder zurück, die Entfernungen sind ja viel kürzer als draußen. Ein guttrainierter Sportler steckt das aber weg.
Die Diskussionen über das Für und Wider sind also überflüssig.
Grundsätzlich ja, mit Einschränkungen. Spieler, die Gelenkbeschwerden haben, müssen nicht unbedingt die Hallenturniere mitmachen. Auch nicht solche, die Angst haben, sich zu verletzten oder die gerade eine schwere Bänderverletzung hatten. Alle anderen können, wenn sie fit sind.
Das sind ganz neue Töne, früher haben die Orthopäden gewarnt.
Wir lernen dazu. Hallensport ist sicherlich nicht ohne Risiko, aber wenn man sich die Statistiken der letzten Hallenturniere anguckt, was richtig Schlimmes ist da nie passiert. Natürlich wird sich dieser oder jener bei einem Hallenspiel verletzen, aber das liegt in der Natur der Sache und nicht in der Halle als solcher begründet.
Und die ungewohnten Luftverhältnisse? Geht der Sauerstoffgehalt nicht in den Keller, wenn 6.000 Fußballfans da sind, von denen viele Bier trinken und auch mal rülpsen müssen?
Für die Akteure spielt das keine Rolle. Ein Sauerstoffloch ist nicht zu befürchten. Nur wenn geraucht würde, wäre es problematisch.
Gibt es eigentlich Spieler, die für den Hallenfußball prädestiniert sind? Sport-Bild hat ja ziemlich genaue Vorstellungen (siehe nebenstehenden Artikel).
Die Zahlen könnten stimmen. Ein Zwei-Meter-Mann wie der derzeit verletzte HSV-Stürmer Karsten Bäron würde, weil er so schlaksig ist, in der Halle schlechter zurechtkommen als ein kleiner, drahtiger, der viel wendiger ist. Auch ein Schwergewicht ist schlechter dran als ein kleiner Floh.
Fragen: Clemens Gerlach / Rainer Schäfer
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen