Im Wandel, mittendrin XIV: Großer Wandel, kleiner Wandel

taz lab-Redakteur Raoul Spada findet den Wandel, den er sucht, nicht in Digitalisierung, aber heute im taz lab.

Eine Person mit einer VR-Brille.

Wie wird die Zukunft aussehen und wie werden wir sie sehen? Foto: Maxim Hopman/Unsplash

Von RAOUL SPADA

Wahrscheinlich habe ich in den Monaten der taz-lab-Planung zu viel über Wandel nachgedacht, um ihn noch klar sehen zu können, den Wald vor lauter Bäumen und so. Aber egal, wie fest ich die Augen zusammenkneife: Ich sehe ihn nicht mehr zwischen den ganzen technisch-innovativen Erneuerungskaskaden.

Die Zeit ist auf unserer Seite, sagt der Kollege Jan Feddersen (Im Wandel, mittendrin XIII). Ich bin eher am Zweifeln. Seit Jahrzehnten geht es trotz des rasanten technologischen Fortschreitens um die gleichen Themen. Mir scheint, als würden wir als Gesellschaft einfach weiter ziellos dahinplätschern, nur heute eben digitaler.

Aber erschöpft sich unser Bild des Wandels wirklich in Elon Musks großgequatschten PR-Würfen? Mich überfällt nämlich vor allem eine ­substanzielle Langeweile, wenn ich von der nächsten Lösung für die Klimakatastrophe höre: pseudofuturistische Smart Cities, Blockchains und Elektro-Boliden, Gigafactories, Hyper­loops und Mars-Expeditionen.

Das klingt alles nach Bespaßung für die Verrosteten, die Anker brauchen, um sich an ihrem Fortschrittstraum festzuhalten und ihre Privilegien nicht hinterfragen zu müssen.

Dagegen ist nachhaltige gesellschaftliche Transformation entweder abrupt und eruptiv, oder so langsam und schwerfällig, dass wir sie gar nicht richtig mitbekommen.

Wie verlieren wir da nicht die Sicht auf das große Ganze? Vollkommen ohne Publicity-Stunts und Inszenierung kommen wir leider nicht aus, aber für die Vogelperspektive auf den Wandel gibt es heute zumindest uns, das taz lab – und fürs Eruptive sicher bald die nächste durchgeimpfte Großdemonstration.

Die Tei­lneh­me­r*in­nen des taz lab schreiben wöchentlich über Wandel. Die Texte der letzten Wochen finden Sie auch auf tazlab.de.

Raoul Danilo Spada ist CvD und Koordinator des taz-lab-Programmteams sowie Editorial SEO und Audience Developer in der taz-Redaktion. Zuvor und weiterhin studiert er Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Politologie und Urbanistik in Berlin und Lyon.