Im Wandel, mittendrin XIII: Der Stein rollt immer

taz lab-Kurator Jan Feddersen weiß: Wandel war, ist – und wird sein, immer

Eine Frau vor Sisyphos-Gemälden im Dresdner Albertinum im Jahr 2018.

Sisyphos-Gemälde von Wolfgang Mattheuer bei einer Ausstellung des Dresdner Albertinums im Jahr 2018 Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Von JAN FEDDERSEN

Für nervöse Gemüter sind Zeiten des Umbruchs nichts. Solche wie jetzt. Und gestern. Und morgen. Ich kann mich an keinen Moment meines bewussten Lebens erinnern, in dem nicht „Change“ war – und man kann sich drüber freuen, ihn zur Kenntnis nehmen wenigstens – je nach Temperament mitmischen.

Klimapolitik, Klassenfragen, Identitätsbewegungen um Anerkennung und für Menschenrechte, Gerechtigkeitskämpfe: Seit Jahrzehnten geht es in der politischen Arena (nicht nur) in unserem Land um genau diese Fragen. Vieles haben wir gewonnen, manches nicht. Aus Niederlagen darf gelernt werden, aus Gewinnen natürlich auch. „Time Is On Our Side“: Genieße den „Change“, wer will – das ist eine Haltung, die echte Neugier belohnt und Ignorante zur Strafe mit Langeweile zurücklässt.

Wandel ist ein Prozess, der nie endet und nie alles zum Guten bringt. Na und? Weitermachen, klar. Sisyphus* war ein wacher Held, der um die Kunst der Mühsal gewusst haben muss. Hätte er sonst weitermachen können? Die Hügel, die wir erklimmen, sind noch hoch, sie besteigen sich ohne Feindesgrimm am leichtesten. Hütet Eure Alliierten wie nichts sonst – man braucht sie immer und sei es zum Trost, dass nicht immer alles klappt, was man sich ersonnen hat.

Jan Feddersen, Jahrgang 1957, ist Eurovision-Song-Contest-Experte, Redakteur für besondere Aufgaben, taz-lab-Kurator und verantwortlich für weitere publizistische Projekte der taz. Er studierte an der Hamburger Hochschule für Wirtschaft.