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Im Sinkflug gerade noch abgefangen

Lufthansa weist im ersten Quartal 20 Millionen Mark Gewinn aus. 1996 schloß der Kranich mit Minus ab. Airline will durch Kooperation mit anderen Gesellschaften Kosten mindern  ■ Von Peter Hergersberg

Frankfurt/Berlin (rtz/taz) – Erstmals in der Firmengeschichte erzielte die Lufthansa AG im ersten Viertel eines Jahres ein positives Ergebnis. So frohlockte Konzernchef Jürgen Weber auf der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch in Frankfurt. Die 20 Millionen Mark Gewinn der Monate Januar bis April – im gleichen Vorjahreszeitraum schrieb man noch 49 Millionen Verlust – sollen der erste Flügelschlag eines Steigfluges zu 800 Millionen Mark Jahresplus sein. So jedenfalls beschrieb Weber die Perspektive seines Unternehmens, nachdem die Luftfahrtgesellschaft im vergangenen Jahr ins Trudeln gekommen war.

Die himmelblauen Aussichten konnten das Unternehmen über den Gewinnrückgang des Jahres 1996 hinwegtrösten. Auf 686 Millionen Mark sackte der Ertrag von 756 Millionen im Jahr 1995 ab, obwohl das Unternehmen mit 20 Milliarden Mark sogar eine Milliarde mehr umsetzte als 1995. Die Aktionäre will man wieder mit einer Dividende von 50 Pfennig auf jede Fünf-Mark-Aktie bedenken. Die Börse dankte es mit einem Rekordhoch.

Bremsend für die Gewinneinfuhr wirkten vor allem die um 320 Millionen Mark gestiegenen Benzinkosten und die um 300 Millionen Mark höheren Gebühren für Flughäfen und -Sicherung; weniger die fortschreitende Konkurrenz ausländischer Unternehmen auf Inlandslinien.

Hemmschuh für die Gewinnentwicklung bleibt der Frachtverkehr, der dem Unternehmen 1996 noch 60 Millionen Mark Miese brachte. Mehr als einen Rückgang der Verluste von 40 auf 10 Millionen in dieser Sparte konnte Weber auch im Quartalsvergleich von 1997 zu 96 nicht melden. Damit am Jahresende vielleicht doch noch eine schwarze Null unter dem Strich der Cargo-Tochter erscheint, will Weber auch hier den Kniff anwenden, der schon dem Passagierverkehr geholfen hat: Die Zusammenarbeit mit anderen Airlines soll den Güterverkehr in der Luft beflügeln. Bislang kooperiert man auf diesem Markt mit Quantas und Singapore Airlines (SIA). Nach Aussage Webers läßt sich auch der Austausch von Frachtkunden und -kapazitäten mit United Airlines (UAL) und der schwedischen SAS gut an. Mehr als 200 Millionen sparte das Unternehmen durch die Kooperation im Passagierverkehr mit UAL, SAS, Thai Airways und anderen.

An anderen Posten will man weiter knapsen: Bis zum Jahr 2010 sollen die Kosten um 1,5 Milliarden sinken. In den letzten drei Monaten fielen der Sparoffensive 700 der vormals etwa 58.000 Arbeitsplätze zum Opfer. Wie viele weitere Stellen Unternehmenskapitän Weber künftig als Ballast über Bord werfen will, gab er nicht bekannt.

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