KULTUSMINISTER UND SPITZENUNIS SIND EIN WIDERSPRUCH IN SICH : Im Schatten der Leuchttürme
Dass sich die Kultusminister mit einer Elite-Idee für Hochschulen nicht würden anfreunden können, liegt im Amt der Personen. Keine Vorstellung muss den tapferen Verwaltern des Kultuswesens in den Ländern ferner liegen, als mit dem Attribut Spitze in Verbindung gebracht zu werden. Also haben die Kultusfritzen einen exakten Gegenentwurf zu dem Elitenprogramm von Bildungsministerin Edelgard Bulmahn vorgelegt: Geplant ist ein klebriges Netzwerk, an dem nur eines herausragt – die Hermetik seines zentralen Begriffs: Exzellenz-Cluster, die Knötchen im Netz, quasi.
Der laue Vorschlag hat Methode: Zu Hause, in ihren Kabinetten, haben die Bildungs- und Kulturleute wenig zu bestellen. Auch in trauter Runde bleiben souveräne Alleingänge oder gar Höhenflüge strikt untersagt. In ihrer Konferenz der Kultusminister müssen sie sich stets mit dem dürftigsten aller Kompromisse abfinden – so will es schon das dort herrschende Konsensprinzip, das manchem Beteiligten einer Art innerer Auftrag geworden zu sein scheint. Nur so lässt sich verstehen, zu welch lieblosem und bürokratischem Dokument die Kultusminister die Elite-Idee verflacht haben.
Gerade noch war die Nation elektrisiert, wochenlang stritten sich Feuilletons wie Abendgesellschaften um Elite. Mit scharfem Verstand ging es darum, wozu die verderbten Machteliten des Nationalsozialismus fähig waren. Oder die Frage, wie und ob überhaupt eine Auslese der Besten quasi herstellbar sei. Nun aber, bei der Lektüre des Länderpapiers befällt einen sofort Müdigkeit und Widerwillen. Wohl nur Amtschefrunden der KMK dürften in der Lage sein, den kultusbürokratischen Geheimcode zu entziffern.
Das Geschreibsel atmet den lähmenden KMK-Geist. „Keine Bewegung!“ – dieser Befehl zieht sich durch die Elitenförderung der Länder, einem zähen, konkurrenzfreien Verschiebemechanismus. Es wäre abwegig, die Logik des KMK-Papiers deuten zu wollen. Der Wille von SPD und Regierung, Leuchttürme zu errichten, rührt an die Existenzberechtigung der Kultusminister. Sie hätten buchstäblich im Schatten gestanden. CHRISTIAN FÜLLER