: Im Osten wird am meisten "verheizt"
■ Fachleute untersuchten die Energieverschwendung in öffentlichen Gebäuden / Jährlich könnte Energie im wert von 200 Millionen Mark gespart werden / Die Verschwendung beginnt meist im kleinen
Als Berlin vor drei Jahren dem Klimabündnis von 300 europäischen Städten beitrat, und die Vertreter der Stadt versprachen, bis zum Jahr 2010 die Kohlenmonoxidemission halbieren zu wollen, schüttelten viele nur ungläubig den Kopf. Die Unverbindlichkeit dieser Willenserklärung erschien zu offensichtlich. Nach der gestrigen Fachtagung „Öffentliche Einrichtungen: Berlin spart Energie“ ist deutlich geworden, daß die Berliner Luft in kurzer Zeit sauberer werden könnte, wenn der Senat das nur wollte.
Herausgefunden haben dies von der Stadt eingesetzte „Energieteams“, die den Energieverbrauch von hundert öffentlichen Gebäuden im Osten der Stadt untersucht haben. Durch die Umstellung der Energieträger (Erdgas statt Braunkohle), die Erneuerung von Heizungsanlagen und die Verbesserung der Regelung, könnten jährlich 200 Millionen Mark eingespart werden. „Die jährliche Kohlenmonoxidminderung beträgt dabei mehr als 40 Prozent, also 20.000 Tonnen“, erklärt Umweltstaatssekretär Lutz Wicke gestern.
In den rund 4.500 öffentlichen Gebäuden in Berlin fallen im Jahr 600 Millionen Mark an Energiekosten an. Hauptverbraucher sind Schulen, Hochschulen und Krankenhäuser. Die Ostberliner Ingenieure und Ökonomen der Energieteams, die zuvor arbeitslos waren, bemerkten, daß die Energieverschwendung häufig im kleinen beginnt: „Manchmal muß man dem Hausmeister erst mal erklären, daß er die Energiesparventile richtig einstellen soll“, sagte Wilfried Boysen, Projektleiter der Teams.
Noch muß der Senat für die 160 auf ABM-Basis beschäftigten Energieberater mehr Geld zahlen, als er durch ihre Arbeit einspart: Einsparungen von vermutlich 200 Millionen Mark steht ein finanzieller Aufwand von 400 Millionen Mark entgegen. Das wird nicht so bleiben. Wenn das Projekt im November nach zweijähriger Dauer ausläuft, wird aus den Teams eine privatwirtschaftliche Ingenieurservicegesellschaft. Lutz Wicke glaubt, daß die neue Gesellschaft überleben kann: „Im Haushaltsentwurf des Senats werden die Bezirke zwei Prozent der Energieausgaben gesperrt bekommen. Dieses Geld soll dann für Energiesparmaßnahmen genutzt werden.“
Obwohl im Osten der Stadt das Einsparpotential am größten ist, kann auch im Westen gespart werden. In Charlottenburg, so fand ein Energieteam im Sommer heraus, werden in 50 öffentlichen Gebäuden 200.000 Mark im Jahr „verheizt“. Um dieses Geld zu sparen, seien nur geringe technische Veränderungen wie etwa das Auswechseln von Pumpen für Leitungswasser, der Wegfall von elektrisch betriebenen Durchlauferhitzern und der Einbau von Thermostaten nötig. nik
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