piwik no script img

Im Notfall besetzt

■ Vergewaltigungskommissariate beider Stadtteile im Bezirk Mitte zusammengelegt/ Westberliner Frauen kommen telefonisch nicht durch

Berlin. Das Kripo-Kommissariat für Vergewaltigung und sexuellen Mißbrauch ist für Westberlinerinnen telefonisch nicht mehr direkt erreichbar. Der Grund: Das Westberliner Kommissariat mußte von der Schöneberger Keithstraße in die Hans- Beimler-Straße in Mitte umziehen, weil es mit dem Ostberliner Vergewaltgungskommissariat zusammengelegt wurde. Das Vergewaltigungskommissariat in der Hans-Beimler- Straße ist unter der zentralen Telefonnummer des ehemaligen Ostberliner Volkspolizeipräsidums 2470 erreichbar. Allerdings nur für diejenigen, die im Ostteil der Stadt zum Hörer greifen. WestberlinerInnen wählen sich an der Vorwahl hoffnungslos die Finger wund. Wie lange dieser Zustand anhalten wird, vermochte der Sprecher des Innensenators, Werner Thronicker, nicht zu sagen: »Damit müssen wir nun mal leben, bis die Bundespost Abhilfe schafft.«

Leben muß damit allerdings weniger die Polizei, weil die Behörden zwischen Ost und West wenigstens über eine Direktleitung verbunden sind. Leidtragende sind vielmehr die Frauen, die im Westteil der Stadt Opfer einer Vergewaltigung geworden sind und eine direkte Verbindung mit dem Kommissariat aufnehmen wollen. Polizeisprecher Müller hält die schlechte Erreichbarkeit allerdings eher für ein konstruiertes Problem: Die Frauen sollten sich an den polizeilichen Notruf 110 wenden. Die Beamten dort würden alles Notwendige veranlassen. Die betroffenen Frauen brauchten sich also keine Sorge zu machen, daß sie von unsensiblen Beamten vernommen würden. Die östlichen Kollegen seien gleichfalls geschult.

Die Westberliner Oberstaatsanwältin Kordas, die im Kriminalgericht Moabit das Dezernat für Vergewaltigung leitet, betonte, daß jede Frau das Recht habe, von einer Frau vernommen zu werden. Ob die Vergewaltigungen in Berlin — insbesondere im Osten — in diesem Jahr zugenommen haben, vermochte die Oberstaatsanwältin nicht zu sagen, weil ihr keine Zahlen über Strafanzeigen und Ermittlungsverfahren vorlagen. plu

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen