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Im Musikerhimmel

■ Satie meets Monk, im Jungen Theater

Im Musikerhimmel sind sie bestimmt dicke Freunde und spielen um die Wette: Wer kann die schrägsten Akkorde, abgedrehtesten Melodien und schönsten Melancholien aus dem Piano zaubern ? Erik Satie oder Thelonious Monk? Zwei begnadete Eigenbrötler, die ihrer Zeit weit voraus waren, beide erst nach ihrem Tod wirklich entdeckt wurden und seit einigen Jahren so en vogue sind wie nie zuvor. Es ist eine schöne Idee und ein etwas gewagtes Unterfangen, wenn die Bremer Musiker Dietmar Kirstein (Piano) und Eckart Petri (Sax) die beiden Wahlverwandten auf der Bühne zusammenführen. Hier wird eindruckvoll vorgeführt, wie gut sich Saties „Gymnopedies“ und Monks „Pannonica“ ergänzen, und auch wenn die beiden Akteure alles andere als perfekte Interpreten sind (Jazzpuristen und die Gralshüter der E-Musik haben hier ausgiebig Gelegenheit zum Naserümpfen), kommen sie mit ihrem schrägen, verspielten Ton vielleicht näher an die Essenz dieser Musik heran als befrackte Klaviervirtousen oder die konservativen Nachbeter des klassizistischen Jazz.

Denn dieses Programm ist wirklich eine Huldigung für die beiden Musiker. So wurden zwischen den Kompositionen Texte von Satie und über Monk verlesen. „Was ziehen sie vor – Musik oder Wurstwaren?“ ist eines der komischen Apercus des Franzosen und nach seinem „Wissen sie, wie man Töne reinigt ?“ bläst Petri besonders dreckig ins Saxophon. Nur mit einem etwas bemühten Kunstgriff konnte man Symmetrie auch bei den Texten aufrechterhalten, denn von Monk selber gibt es keine geistreichen Zitate. So wurde ein wenig aus den Erinnerungen von Miles Davis an Monk gelesen und die Beatnikatmosphäre von John Clarence Holmes heraufbeschworen.

Kirstein und Petri spielten eine gut ausgesuchte Auswahl von Kompositionen der beiden Meister (darunter eine „gekürzte“ Version von Saties berüchtigtem 18 Stundenwerk) und natürlich gibt es keine Monkfeier ohne das allgegenwärtige „Round About Midnight“ (sehr frei gespielt als Solo von Petri). Die familiäre Clubathmosphäre im Jungen Theater paßte ideal zu dieser Liebeserklärung an zwei geniale Käuze. Willy Taub

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