In der Warteschleife: Im Knast wird's eng
■ Bremer Gefangene kommen deshalb nur umständlich ans Ziel Celle
Zwei aufsehenerregende Prozesse sind in Bremen unlängst zu Ende gegangen. Die Urteile sind rechtskräftig. Doch noch hat der Bremerhavener Altenpfleger, der mehrere ihm anvertraute Frauen ermordet hatte, sein Lebenslänglich in Celle nicht ordnungsgemäß angetreten. Auch der Bremer Mehrfachvergewaltiger, der seine Opfer in ihren Erdgeschosswohnungen terrorisiert hatte, hat den Bestimmungsort Celle erst kürzlich im zweiten Anlauf erreicht – nach vierwöchigem Bemühen, ihn ordnungsgemäß dorthin zu verlegen. Jetzt sitzen die verurteilten Straftäter in Untersuchungshaft.
Die Gründe sind einfach: Haftplätze sind in Niedersachsen derzeit Mangelware. „Um hundert Prozent belegt“ seien die Knäste im Land, bestätigt der Sprecher des hannoverschen Justizministeriums. In Celle ist es besonders eng. Dort wird eine von zwei Haftanstalten (Celle 1) modernisiert. Statt 240 Plätzen gibt es nur 136. Auch der andere Knast (Salinenmoor) ist voll – weshalb die Bremer dort in U-Haft sitzen. Möglicherweise aber auch, um sie vor Übergriffen von Mithäftlingen besser zu schützen.
Die Anwälte der beiden Schwerverbrecher verfolgen die „Hin- und Herschieberei“ ihrer Mandanten ungläubig. Anfang Januar sei sein Mandant auf Odyssee geschickt worden, so der Bremerhavener Anwalt Thomas Domanski. Am ersten Tag ging der – gut gesicherte und nicht ganz billige – Transport nach Hannover, am zweiten nach Celle Salinenmoor. Soweit nicht ungewöhnlich. Danach, weil Celle-Salinenmoor belegt war, ging's in die andere Celler Anstalt und von dort sogar in den Hamelner Jugendvollzug – und schließlich zurück nach Bremen. „Eine Misere“, sagt der Anwalt, der damit rechnet, dass sein Mandant weiter verlegt wird. „Das alles entspricht weder dem bilateralen Abkommen zwischen Bremen und Niedersachsen, noch der Vollzugsordnung“, sagt der Jurist.
Die Sprecherin des Bremer Justizressorts, Lisa Lutzebäck, hält den Ball flach: „Da ist nichts spektakulär. Niedersachsen hat sich schlicht und ergreifend mal vertan. Die beiden Männer sind in Celle und da bleiben sie auch.“ So sehe es auch das Abkommen zwischen Bremen und Niedersachsen vor, wonach verurteilte Bremer Schwerverbrecher (über acht Jahre Haft) in Celle einsitzen.
In Niedersachsen allerdings heißt es, die Papiere der Bremer Häftlinge seien unvollständig gewesen – und ohne alle Papiere keine Einweisung. Also habe man die Männer das erste Mal zurückgeschickt. Man räumt ein, dass die Einweisungsprozedur neuerdings komplizierter geworden ist, da sowohl die JVA Hannover umgebaut wird, die als Zuweisungsstation ein Zwischenstopp ist, als auch Celle.
Zwar sollten Bremer in Celle weiter vorrangig unterkommen, während die Niedersachsen ihre Gefangenen landesweit anders verteilen sollen. Doch sei durchaus denkbar, dass auch Bremer Neuzugänge künftig in andere Anstalten kämen. Bereits jetzt sei das bei einem Teil der rund 30 Bremer in Niedersachsen der Fall. In Bremen heißt es: Drängend könne das Problem wohl nicht sein. „Wir hatten gerade Besuch aus Hannover“, so die Justizsprecherin. Über Bremer in Niedersachsen sei nicht gesprochen worden. Die Nagelprobe kommt sicher. Der nächste Kandidat für Niedersachsen steht schon in den Startlöchern.
ede
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