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Im Eimer

Weihnachten ist ein steter Freudenquell. So habens die Altvorderen überliefert, so habens Josef und Maria gesungen, so stehts in der Bibel geschrieben. Und so muss mans auch zelebrieren, mit Mamma, Pap, Omma, Tant', Schwester und Schwesterlein, acht und 16 Jahre alt. Und der Christbaum muss noch geschmückt werden, just um Mittag am 24., ist ja schon lang auf'm Balkon abgestellt. Den hat Vatter nämlich vorsichtshalber schon vor einer Woche gekauft, 'ne schöne schlanke Tanne.

Und so steht sie also still, die Welt, am 24. um Mittag. Mutter hat sich zum Mittagsschlaf gelegt, die Kinder sind erwartungsvoll mit Omma vorm Fernseher beim „Warten aufs Christkind“ entpennt. Schnee rieselt natürlich keiner in dieser stillen Stund, still harrt vielmehr alles der Ins-Wohnzimmer-Holung des Weihnachtsbaumes. „Ich hol jetzt mal eben den Baum“, murmelt Vatter und tut sich die Gartenhandschuhe an und stapft nach draußen, nicht ohne vorher noch zwomal erwähnt zu haben, dass er sich jetzt höchstpersönlich des Baumes anzunehmen gedenke.

Gut gewässert war er ja, der schon vor Tagen gekaufte Baum, ist ja auch nötig, trinkt ja mächtig was, so 'ne Tanne. Und dass Wasser bei sinkenden Temperaturen dazu neigt, seine äußere Gestalt zu verändern, war Vattern wohl in jenem Momente nicht so geläufig gewesen. Und so hallten alsbald einsam-verbissene Axtschläge durch den nun schon heraufdämmernden Heiligabend, Axtschläge, die nicht etwa der – womöglich illegalen – Loshauung des Baumes im fins-tren Walde dienten.

Nein, Vatter auf'm Balkon wars, der sich redlich mühte, den bei Minusgraden am Baum festgefrorenen, einst randvoll mit Wasser gefüllten Haushaltseimer vom Tannenstamm loszueisen. Familienseitige Bemerkungen zu dem Malheur waren übrigens keine gestattet, war Vatter von jeglicher Selbstkritik doch merkwürdig weit entfernt an jenem Abend. Petra Schellen

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