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Im Auftrag des Verfassungsschutzes

■ Die 23jährige Vera Mößner sollte die Ravensberger Szene ausspähen und bei Kundgebungen militante Aktionen provozieren / Zum Schein ging sie auf das Angebot ein und protokollierte ihre Erfahrungen

Aus Stuttgart D. Willier

Über drei Monate arbeitete Vera Mößner, eine 23jährige Frau aus Ravensburg, für den baden–württembergischen Verfassungsschutz. Als sie am 14. Juli diesen Jahres von Verfassungsschützern auf eine Mitarbeit als „V–Frau“ angesprochen wurde, offenbarte sie sich dem Geschäftsführer der Ravensburger Grünen, Winfried Taschler. Vera Mößner, so wurde vereinbart, solle auf das Angebot eingehen und ihre Erfahrungen protokollieren. Elfmal hat sie sich seither mit ihrer „Betreu erin“, einer etwa 30jährigen Beamtin mit dem Decknamen Melanie Heller vom Stuttgarter Landesamt für Verfassungsschutz, getroffen. Das Amt wollte wissen, wer sich in den Ravensburger Szenekneipen „Humpis“ und „Räuberhöhle“ trifft, was geredet und geplant wird. Doch bei den Aufträgen, die Ravensburger Szene auszuspähen, ist es nicht geblieben. Vera Mößner wurde zur Anti–WAA– Kundgebung nach München, zum Rockfestival nach Burglengen feld und mehrfach nach Wackersdorf geschickt. Beim Rockfestival in Burglengenfeld sollte sich die junge Frau in einen Typ aus der militanten Szene verlieben, um ihn und seine Bekannten zu Gewalttaten zu animieren. Falls sie nicht schweige, so wurde ihr gedroht, könne eine Haftstrafe die Folge sein. Vorige Woche wurden Vera Mößner ihre Verbindungen zum Verfassungsschutz zu heiß. Zum letzten Treff mit der Verfassungsschützerin kam Vera nicht alleine; begleitet von Zeugen und einem Fotografen konnte Frau „Heller“ nach einer Verfolgungsfahrt enttarnt werden. Vera Mößner hat nun Angst vor Konsequenzen. Tagesthema auf Seite 3

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