: Illegal entsorgt?
■ Verbotene Müllbeseitigung: Ermittlungen gegen Wasserwerke
Haben die Hamburger Wasserwerke (HWW) verseuchten Boden illegal, mit Hilfe eines manipulierten Gutachtens, in der Nähe von Lübz (Mecklenburg) entsorgt? Sicher ist: Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen 54jährigen Abteilungsleiter des Unternehmens wegen des Verdachts der umweltgefährdenden Abfallbeseitigung. Die Wasserwerke aber weisen die gegen sie erhobenen Vorwürfe vehement zurück.
Die Fakten: Anfang 1992 lassen die HWW an der Ecke Heimfelder Straße/Kuhdrift in Harburg-Heimfeld 3000 Tonnen Erde ausheben, um auf dem Grundstück einen Trinkwasserbehälter zu bauen. Das Erdreich ist mit Teerrückständen und Altöl verunreinigt; auch die verrotteten, aus dem zweiten Weltkrieg stammenden Fässer, aus denen die Rückstände ausgelaufen sind, schlummern noch im Erdreich. Der zuständige Abteilungsleiter der Wasserwerke beauftragt daraufhin nach taz-Recherchen das Hamburger Transport-Unternehmen „Böttger GmbH“ mit der Entsorgung des kontaminierten Bodens; das Erdreich landet auf der stadteigenen Deponie von Lübz. Dort soll es nach dpa-Informationen, als „Mutterboden“ deklariert, abgelagert worden sein.
„Wir kennen kein Gutachten, das die verunreinigte Erde als unbelasteten Mutterboden ausweist“, erklärte gestern die Sprecherin der Wasserwerke, Gisela Matthée gegenüber der taz. Die Wasserwerke hätten ein zugelassenes Entsorgungsunternehmen beauftragt, das kontaminierte Erdreich auf einer Deponie für Siedlungsabfälle zu deponieren. Da die Lübzer Müllhalde nach Kenntnis der HWW für solche Abfälle zugelassen sei, könne man sich die Vorwürfe gegen die Wasserwerke „nicht erklären“.
Unklar ist auch der Verbleib der verrotteten Teerfässer, die sich im ausgehobenen Boden befunden haben. Die Wasserwerke versichern, sie seien im Besitz von Unterlagen, nach denen die gesamten, als Sondermüll deklarierten, Fässer auf die Deponie Schönberg gewandert seien. Doch nach Informationen des nahe Schwerin beheimateten Privatradios „ANTENNE MV“ soll ein Teil der Giftbehälter auf eine sich im schleswig-holsteinischen Fleckeby befindende Müllkippe gewandert sein. Marco Carini
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