nachtrag : Identität und Macht
Wie der Einzelne, der Aufrechte, sich nicht verliert im Gestrüpp von Macht und ihren Netzwerken, das ist eines der wichtigsten Themen des Psychoanalytikers Christian Schneider. Der Frankfurter, geboren 1951, der seine intellektuelle Heimat sowohl am Frankfurter Sigmund-Freud-Institut wie auch am Hamburger Institut für Sozialforschung fand, ist taz.mag-Lesern bereits seit längerem bekannt. In der Nummer 275 vom 4. Januar 2003 etwa machte er unter dem Titel „Die Lebenden und die Toten“ den Vorschlag, aus dem Auschwitz-Gedenktag einen Denktag zu machen – die Zeit der Gefühlsduselei müsse vorbei sein.
Unter dem Titel „Identität und Macht – Das Ende der Dissidenz“ hat er nun zusammen mit Annette Simon, Heinz Steinert und Cordelia Stillke (Psychosozial-Verlag, Gießen 2003, 262 Seiten, 24,90 Euro) ein Buch zu jenen Fragen der Verstrickung in Opposition und Totalität herausgegeben. Darin finden sich wesentliche Züge von Schneiders taz.mag-Aufsatz, der in der Nummer 234 am 23. März 2002 unter der Überschrift „Ist das noch ein Dissident?“ erschien. Wer über die seltsame Genese der Achtundsechzigerbewegung, wer über die mentale Geburt der Grünenpartei etwas mehr als Fakten erfahren will, sollte dieses Buch unbedingt lesen!