■ Ärgernis Sinti-Stellplatz: Ideenreichtum
In den Zeiten von Political correctness müssen Regierende wieder Erfindungsreichtum beweisen, wenn es darum geht, unliebsame Gäste loszuwerden: Die Zehlendorfer haben derzeit ihre liebe Not, die Sinti und Roma auf dem Stellplatz Dreilinden, die ihnen unverschämterweise vom Sozialsenat so mir nichts dir nichts vorgesetzt wurden, aus ihrem Bezirk wieder herauszuekeln.
Die anfänglich angeführten Ängste der AnwohnerInnen um ihre Kinder auf dem Schulweg vorbei an den „Zigeunern“ waren allzu offenkundig von mittelalterlichen Vorurteilen über Kinderdiebe geprägt. Der Bezirk mußte sich etwas Neues einfallen lassen. Das Grundstück Dreilinden sei gar nicht in Bezirksbesitz, überlegte sich deshalb ein schlauer Kopf. Da der Senatsverwaltung für Soziales anders als dem Bezirk keine technischen Mittel für die Platzausstattung zur Verfügung stehen, zieht sich die Einrichtung bis heute hin.
Dreilinden liegt im Wasserschutzgebiet, hat der Bezirk nun entdeckt. Es gebe dort bislang keine geregelte Abwasserentsorgung, wird jetzt kritisiert. Ganz klar, ein „Verbotstatbestand“ und Umweltverschmutzung. Wenn alle klammheimliche Sabotage nicht mehr nutzt, muß der Naturschutz herhalten, vermuten inoffiziell selbst offizielle Stimmen. Um den wochenlangen Mangel an Wasseranschlüssen, Duschen und Spielplatz auf dem Sinti-Gelände hat in Zehlendorf, beim Landeskriminalamt oder den Wasserbetrieben dagegen wenig Aufregung geherrscht. Multikulturalität und Toleranz, gern benutzt als Firmenlogo der neuen Hauptstadt – in Zehlendorf offensichtlich noch nicht angekommen. Silke Fokken
Siehe auch Bericht auf Seite 22
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