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■ Dokumentation„Ich ordne an... Ich werde einweisen“

„Anordnung über die Lohnfestsetzung der polnischen Landarbeiter: Ich habe feststellen müssen, dass verschiedentlich arbeitsfähige Personen für ihren Einsatz bei der Landarbeit Tageslöhne von 20 oder noch mehr Zloty verlangen... Ich fordere alle Dienststellen ... und die Gemeindeagronomen, ferner alle Gutsbesitzer im Kreise auf, mir jeden Fall, in dem eine arbeitsfähige Person derartig hohe Löhne verlangt und bei ihrer Nichtzahlung die Arbeit verweigert, umgehend namhaft zu machen. Ich werde die Betreffenden sofort in das Arbeitslager Zolkiewka einweisen.

14.7.1941, Der stellv. Kreis-

hauptmann, Volkmann

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„Anordnung betreffend das Umherwandern der Juden:

Trotz verschiedenster Anordnungen und Verbote, die den Juden das Verlassen ihrer Wohnortschaften untersagt, hat sich herausgestellt, dass immer noch eine grosse Anzahl von Juden im Gebiet des Kreises Krasnystaw umherwandern. Durch dies wird im steigenden Masse eine Verbreitung von Flecktyphus gefördert, die zu einer erheblichen Gefährdung der arischen Bevölkerung des Kreises zu führen droht...

Solche Juden, die wiederholt beim unerlaubten Verlassen ihres Wohnortes angetroffen werden, werden neben einer Belegung mit Geldstrafe von mir in das Arbeitslager Augustow eingewiesen werden. Sie sind mir von der Polizei zu diesem Zwecke namhaft zu machen.

Mit sofortiger Wirkung untersage ich den Judenräten die Ausstellung von Bescheinigungen, die zum Verlassen des Wohnortes berechtigen sollen... In Zukunft werde ich jeden Judenrat, der solche Bescheinigungen noch ausstellt, zur Verantwortung ziehen und schwer bestrafen.

17.7.1941, Der stellv. Kreis-

hauptmann, Volkmann

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„An die Bevölkerung der Stadt Lowitsch:

...ich habe deshalb angeordnet, dass durch ständige Polizeikontrollen und -razzien immer wieder alle sich auf den Straßen herumtreibende arbeitsfähige Elemente aufgegriffen und nach Malszyce (in das dortige Zwangsarbeitslager; d. Red.) gebracht werden. Ich werde dieses System so lange aufrechterhalten, bis die Stadt das ihr auferlegte Soll an Arbeitskräften erfüllt. Ich bin nicht gesonnen, es mir gefallen zu lassen, dass die Stadt Lowitsch ihre Arbeitskräfte nicht stellt, während die Bauern aus den Landgemeinden ihre Kräfte stellen.

Ich bin mir darüber im klaren, dass dieses System zu Härten führen wird. Die hat sich die Bevölkerung der Stadt selbst zuzuschreiben. Diejenigen, die von diesen Härten betroffen werden, mögen sich bei denen bedanken, die der Arbeitspflicht nicht nachkommen.

Lowitsch, 8.11.1944. Volk-

mann, Kreishauptmann

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