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„Ich hab alles verloren“

■ Chefbuchhalter der gescheiterten Fischer-Bank will vor Gericht aussagen

Der ehemalige Chefbuchhalter der 1995 geschlossenen Hamburger Fischer-Bank will vor Gericht sein Schweigen brechen. Das erklärte der 55-jährige Angeklagte zum Prozessauftakt gestern vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Hamburg. Am ersten Prozesstag sagte der Angeklagte über seine persönlichen Lebensumstände und die interne Organisation der Bank aus. Im Ermittlungsverfahren hatte er die Vorwürfe bestritten und behauptet, sein Handeln für die Bank sei rechtmäßig gewesen.

Dem Angeklagten wird Untreue und Betrug vorgeworfen. Unter anderem soll er, zusammen mit dem Bankgründer Günter Fischer, noch im September 1995 einen Kredit über fünf Millionen Mark von der Frankfurter Bankgesellschaft AG angenommen haben, obwohl beide um die Krise des Bankhauses wuss-ten. Die Bankmanager sollen die Situation des Bankhauses positiver dargestellt haben, als sie war.

Außerdem wird den beiden Männern Untreue vorgeworfen, weil sie im Oktober vom Bankhaus Fischer einen Gewinnvorschuss von sechs Millionen Mark an die Fischer Vermögensverwaltungsgesellschaft GmbH überwiesen haben sollen, obwohl sie wussten, dass kein Gewinn zu erwarten war.

Das Verfahren gegen den Bankgründer und persönlich haftenden Gesellschafter Günter Fischer wurde abgetrennt, weil dieser sich kurz vor Beginn des Prozesses einen neuen Rechtsanwalt suchen muss-te, der sich erst in die Materie einarbeiten will. „Durch den Konkurs der Bank habe ich alles verloren“, erklärte der Angeklagte in seiner Aussage. Sein Kredit über 1,4 Millionen Mark an die Fischer-Bank ist in die Konkursmasse eingegangen. Seine Ehefrau müsse seit der Krise auch wieder arbeiten: Sie habe jetzt einen 630-Mark-Job in einem Seniorenheim. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. dpa

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