: IWF
Leider ist in der Berichterstattung über IWF und Weltank ein ganz wesentlicher Unterschied zwischen Schuldennachlaß und Schuldenerlaß zu kurz gekommen, der kein quantitativer, sondern ein qualitativer ist. Ein Schuldenerlaß stellt nichts anderes dar als die Anerkennung der Realität, daß die Kuh, die gemolken werden soll, nicht geschlachtet werden darf. Entscheidend bleibt im Gegensatz zur Schuldenstreichung, daß die wirtschaftliche Entwicklung der betroffenen Länder in untrennbarer Abhängigkeit von den Gläubigerstaaten bleibt.
Im übrigen wird bei der Diskussion über Schuldenstreichung vergessen, daß die Vereinbarung von Cancun, 0,7 Prozent des Bruttosozialproduktes der Entwicklungshilfe zukommen zu lassen, bislang von keiner Nation realisiert wurde. Diesen Beschluß zu vollziehen, den Betrag deutlich aufzustocken sind unabdingliche Forderungen, denn mit einer Schuldenstreichung ist es nicht getan. Was die ökologischen Schäden in der Dritten Welt angeht, muß deutlich gesehen werden, daß ökonomische, ökologische und soziale Probleme die gleiche Ursache haben. Es ist ohnehin schon schlimm genug, daß die Debatte hier schon so müslirisiert und lafontainisiert ist, daß man den Eindruck bekommt, Umweltschutz heißt Lohnverzicht, Selbstkasteiung und keine Cola-Dosen in den Wald werfen. Mit dieser Einstellung zum Beispiel an den Regenwald in Brasilien ranzugehen wäre an Zynismus nicht zu überbieten.
Michael Kaiser, Köln 1
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen