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I N T E R V I E W Sanktionen sind nicht ausgeschlossen

■ Gerhart Baum, stellvertretender FDP–Vorsitzender zu seiner für den 20. September geplanten Reise nach Südafrika und zur Diskussion um Wirtschaftssanktionen gegen den Apartheidstaat während des nächsten Landesparteitages der FDPK

taz: Herr Baum, Sie und ihr Kollege Hirsch fahren am 20. September in die Republik Südafrika. Welche Gesprächspartner werden Sie haben und was bezwecken Sie mit Ihrer Reise? Baum: Vorläufig sieht unser Programm noch so aus: Wir streben Kontakte an mit dem Innenminister der Republik Südafrika, mit dem Außenminister Herrn Botha und einer weiteren Reihe von hochrangigen Regierungsvertretern. Mit den beiden Ministern wird es auf jeden Fall zu Gesprächen kommen. Wir haben allerdings auch eine ganze Reihe von Gesprächen mit Kräften der Opposition eingeplant. So u.a auch mit dem Rechtsanwalt, der fast die Hälfte der 32 zum Tode Verurteilten vor Gericht vertreten hat. Herr Baum, in welcher Eigenschaft nehmen sie dort die Kontakte wahr? Wir fahren als Abgeordnete des Deutschen Bundestages und ich in meiner Eigenschaft als Stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP und in enger Abstimmung mit der Führung der FDP. Werden sie auch die sogenannten „Frontstaaten“ besuchen? Ja, wir besuchen Sambia und werden in Lusaka Kontakte mit ANC Führern haben. Damit beginnen wir die Reise. An diesem Wochenende beginnt ja der Bundesparteitag der FDP. Wird Ihre Reise bzw. die Politik des südafrikanischen Regimes dort eine Rolle spielen.? Es gibt einen Antrag, nicht direkt zur Reise, sondern zur Südafrika–Problematik. Es gibt einen Antrag der Jungliberalen: Die FDP verurteilt die rassistische menschenverachtende Apartheid–Politik, sie fordert die Bundesregierung auf, ihre Zurückhaltung aufzugeben und ihren politischen Druck zu verstärken. Und dann werden noch eine Reihe von Sanktionen vorgeschlagen. Gehören dazu auch Wirtschaftssanktionen? Ich muß diese Reise erstmal machen. Aber in dem Antrag, der auf dem Bundesparteitag vorgelegt wird, geht es auch um ein Importverbot für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Keine Hermesbürgschaften der Bundesregierung, das Unterlaufen von Wirtschaftsanktionen durch geeignete Maßnahmen zu unterbinden, Abzug des Militärattaches sowie die Aufgabe von Flugverbindungen usw. Damit wird sich der Parteitag jetzt beschäftigen. Bestehen Chancen, daß diese Maßnahmen auf dem Parteitag angenommen werden und auch in der Regierungskoalition ihren Niederschlag finden? Ich weiß nicht, ob in jedem einzelnen Punkt aber im wesentlichen ja. Sie schließen also auch ökonomischen Druck seitens der Bundesregierung nicht mehr aus. Nein, überhaupt nicht. Werden Sie der Apartheid–Bewegung konkrete Hilfe zusagen? Wir haben viele Kontakte zu allen Teilen der Opposition, und soweit man das von außen kann, wollen wir diese Kräfte stärken. Aber durch die politischen Demargen und verbalen Protest hat sich ja dieses Rassistenregime bislang nicht beirren lassen. Also wir fangen in Sambia an. Haben dort Gespräche mit dem ANC, mit Swapo. In Südafrika selbst reden wir mit der außerparlamentarischen Opposition und mit den Kirchen. Aber auch mit der Regierung und den Parteien. Wir wollen auch Besuche in den Townships machen. In Durban sprechen wir mit den Führern der UDF und mit dem Indian– National–Congress. Weitere Gespräche mit der Außerparlamentarischen Opposition werden wir in Johannesburg und in Pretoria haben. Sind auch Kontakte geplant mit Gewerkschaften, mit der COSATU z.b.? Ja, auch Kontakte mit COSATU sind vorgesehen. Unsere Reise wird 14 Tage dauern, und wir wollen auch noch nach Namibia. Werden sie dort auch den Führer der namibischen Befreiungsorganisation Swapo, Sam Nujoma, treffen? Auch ein Treffen mit ihm ist vorgesehen. Interview: -time–

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