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I N T E R V I E W „Es war ein Test für uns“

■ Marcel Golding, stellvertretender Generalsekretär der NUM, zum Ausgang des Streiks

taz: Letzten Mittwoch stimmte die Mehrheit der streikenden Bergarbeiter gegen das damalige Angebot der Minenkammer. Knapp vier Tage später wurde ein nur wenig verändertes Angebot von der NUM akzeptiert. Wie kam es zu der für alle überraschenden Einigung? Golding: Es war der nationalen Führung der Gewerkschaft deutlich geworden, daß die Minenkammer den strategischen Entschluß gefaßt hatte, die Gewerkschaft zu zerstören. Das war auf oberster Ebene beschlossen worden. Sie wollten alle hinauswerfen und dann neue Arbeiter einstellen. Wir haben uns entschlossen, dagegen etwas zu unternehmen und die Organisation so weit wie möglich intakt zu halten. Unsere Schwäche liegt darin, daß beispielsweise nur die Hälfte aller Minenarbeiter in der NUM–Gewerkschaft organisiert sind. Die Einheit der Bergwerkskammer fing langsam an zu bröckeln. Ein Bruch in ihr wäre aber gefährlich geworden. In diesem Streik sind wir weder zurückgewichen noch vorgeprescht. Es war letztendlich ein taktischer Zug zur Seite. Aber nach der Abstimmung am Mittwoch schien es, als ob die Militanz der Basis ungebrochen war. Was halten die Arbeiter vor Ort von der Taktik, sich jetzt doch zu einigen? In dieser Situation mußte die Führung die Mitglieder der Gewerkschaft beraten, mußte ihnen zeigen, daß sich die Bedingungen geändert haben. In jeder Organisation gibt es Widersprüche in der Einheit Oder Einheit in der Vielfalt, vielleicht ? - d.K. Aber man muß Disziplin aufbauen, so daß die Minderheit die Beschlüsse der Mehrheit akzeptiert. Die Einheit der Organisation ist wichtig. Es gibt sicher Arbeiter, die unzufrieden sind ...aber die haben einfach noch nicht den richtigen Klassenstandpunkt, nicht wahr; d.K.. Aber die Entscheidung wurde demokratisch diskutiert und angenommen. Im übrigen war dies nur ein Kampf von vielen. Hat dieser Streik außer den Zugeständnissen im sozialen Bereich noch etwas gebracht? Er hat die Ausgangsposition für den weiteren Kampf verändert. Er hat bewiesen, daß wir keine Randerscheinung sind, daß wir unsere Mitglieder in den Ausstand bringen können, daß wir es ernst meinen. Die Auswirkungen dieses Streiks werden sich erst im Laufe des nächsten Jahres zeigen. Er war auch ein Test für uns. Wir wissen jetzt genau, wie groß unsere Basis ist. Der Streik hat endgültig bewiesen, daß wir die wirklichen Vertreter der Bergarbeiter in Südafrika sind.

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