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I N T E R V I E W „Druck auf Südafrika verstärken“

■ taz–Redakteur Michael Fischer sprach mit dem FDP–Bundestagsabgeordneten Gerhart Baum

taz: Sie fordern Sanktionen gegen Südafrika. An welche denken Sie dabei konkret? Wir sind noch dabei, uns das im einzelnen zu überlegen. Genaueres werden wir bei unserer Rückkehr nach Deutschland sagen. Wir sind aber der Meinung, daß der Druck auf Südafrika verstärkt werden muß. Wir können uns nicht vorstellen, daß die europäische Gemeinschaft, die ja gegen die weitere Einschränkung der Freiheiten offiziell protestiert hat, tatenlos bleibt, wenn die hiesige Regierung die Proteste weiterhin ignoriert. Sie haben sicher von dem Anschlag auf das ANC–Büro in Paris gehört. Was sollte Ihrer Meinung nach die Bundesregierung tun, um beispielsweise Angriffe auf das ANC–Büro in Bonn zu verhindern? Was man eben tun kann mit polizeilichen Mitteln. Sie müßte dafür sorgen, daß die Sicherheit gewährleistet wird. Sehen Sie eine Chance, daß sich der Konflikt in Südafrika friedlich beilegen läßt? Die Chancen sind jetzt leider geringer geworden. Es gibt im Moment keinen Ansatz für irgendwelche Verhandlungen mit der schwarzen Mehrheit. Die Regierung scheint Rücksicht zu nehmen auf einen Rechtsrutsch der Bevölkerung und das bedeutet eben leider eine weitere Konfrontation. Wie geht es nach Ansicht Ihrer Gesprächspartner in der Opposition weiter? Die Opposition ist ziemlich niedergeschlagen. Sie sieht sich wesentlicher Möglichkeiten beraubt, vor allem auch durch die beabsichtigte Einschränkung ausländischer Hilfszahlungen. Werden Sie nach Ihrer Rückkehr auch Vorschläge unterbreiten, wie diesem Verbot ausländischer Hilfszahlungen begegnet werden kann? Nein. Wenn das Gesetz ausgesprochen wird, hat es gravierende Folgen. Die humanitären Möglichkeiten, die bisher bestanden, werden damit erstickt. Heißt das, daß die Zahlungen dann einfach eingestellt werden? Ja, wenn die Regierung sie verbietet, dann ist ja kaum eine Möglichkeit gegeben, diese Zahlungen weiter zu leisten. Stand Ihre Reise im Schatten Ihres Vorgängers Strauß? Die Strauß–Reise war ja außerordentlich erfolglos. Dem Besuch von Blüm wird aber mit großem Interesse entgegengesehen. Man hofft auf seine Unterstützung im Kampf gegen die neue Gewerkschaftsgesetzgebung, mit der die Betätigung der Gewerkschaften drastisch eingeschränkt werden soll. Allgemein erwartet man von uns ein stärkeres politisches Engagement.

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