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Hype um Boris PistoriusFragwürdige Beliebtheit

Pascal Beucker
Kommentar von Pascal Beucker

Die Kanzlerkandidatur-Debatte wird den Abstieg der SPD weiter befeuern. Pistorius' Problem: Seine Haltung zur Bundeswehr gibt es auch in anderen Parteien.

Der Nochkanzler und sein Verteidigungsminister Foto: Florian Gaertner/imago

D as „Grummeln“ in der SPD, von dem unlängst Fraktionschef Rolf Mützenich noch gesprochen hat, ist zu einem Chor angeschwollen. Von Stunde zu Stunde werden es mehr, die ihre Zweifel an einer erneuten Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz äußern. Deutlicher lässt sich nicht dokumentieren, dass in der Partei die Hütte brennt.

Erst waren es nur ein paar Hinterbänkler:innen, dann befeuerten die Ex-Vorsitzenden Franz Müntefering und Sigmar Gabriel die Diskussion. Sie fungieren dabei als Seismografen für die Stimmung vieler Ge­nos­s:in­nen an der SPD-Basis, die sich beim Blick auf die vorgezogene Bundestagswahl im Februar panikgetrieben nach einem rettenden Strohhalm sehnen.

Dass in der SPD angesichts von Umfragewerten zwischen 15 und 16 Prozent die blanke Angst herrscht, ist mehr als nachvollziehbar. Doch die gegenwärtige Personaldebatte wird ihren Abstieg nur weiter befördern – egal wie sie ausgeht. Denn sie demontiert nicht nur den schwer angeschlagenen Scholz weiter, sondern die gesamte SPD. Es ist ein Versagen der Parteiführung um Lars Klingbeil und Saskia Esken, ihr nicht schon längst durch ein eindeutiges Votum ein Ende gesetzt zu haben.

Wie auch immer: Die SPD dürfte bei der Bundestagswahl eine krachende Niederlage einfahren. Daran würde sich auch durch einen Wechsel von Scholz zu Pistorius kurz vor Schluss nichts mehr ändern. Mit geballter Medienunterstützung zum neuen Hoffnungsträger aufgeblasen, verdankt Boris Pistorius seine fragwürdige Beliebtheit vor allem seinen markigen Sprüchen als Verteidigungsminister.

Aber warum sollte jemand die SPD wählen, der oder die findet, Deutschland müsse endlich wieder „kriegstüchtig“ werden? Und wer meint, 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts oder mehr müssten fürs Militär ausgegeben werden, mag zwar Pistorius toll finden, wird aber von der Union, den Grünen oder der FDP besser bedient. Ein Wahlkampf für soziale Gerechtigkeit lässt sich hingegen mit ihm nicht ernsthaft führen. Die SPD befindet sich in einem Dilemma, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint.

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Pascal Beucker
Inlandsredakteur
Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft. Sein neues Buch "Pazifismus - ein Irrweg?" ist gerade im Kohlhammer Verlag erschienen.
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61 Kommentare

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  • Zitat: "Denn sie demontiert nicht nur den schwer angeschlagenen Scholz weiter, sondern die gesamte SPD. Es ist ein Versagen der Parteiführung um Lars Klingbeil und Saskia Esken, ihr nicht schon längst durch ein eindeutiges Votum ein Ende gesetzt zu haben."

    Die Parteiführung um Lars Klingbeil und Saskia Esken bevorsitzt in dieser Frage aber nicht einfach nur die eigenen Parteimitglieder, sondern die potentielle Wählerschaft. Schließlich braucht man für den konferenziell angestrebten Wahlsieg ein paar Millionen Stimmen und nicht bloß knapp vierhunderttausend (Stand 31. Dezember 2013 waren es noch 365.190).

    • @dtx:

      Aber vielleicht ist es aber auch die Taktik von Klingbeil um sich für2029 in Position zu bringen. Bei einer Wahlniederlage von Scholz ist der endgültig verbrannt, Klingbeil, der Vorstand der SPD können sich herausreden das sie in treue zum Kanzler gestanden sind. Würde jetzt Pistorius kandidieren und ( zwar unwahrscheinlich ) Gewinnen könnte der Platz an der Sonne länger verbaut sein.

  • Ja - Boris Pistorius und SPD passen eigentlich nicht zusammen.



    Er muss nun mühsam aufbauen ws von seiner Partei über 20 Jahre konsequent blockiert wurde.

  • Sollte man nicht realistischer von einem Vizekanzler-Kandidaten sprechen?

    Wer wählt denn diesen aufgescheuchten Hühnerhaufen aka SPD? (Sorry an alle Hühner!)

  • so unüberlegt, wie scholz + die spd z.z. agieren, ist angesichts des würdigen alters der partei schon erstaunlich + gehörte mal journalisitisch gründlichst hinterfragt.



    na ja, rechts ist eh auf dem vormarsch, da kann man sich ja ruhig parteiintern nicht um inhalte, sondern um wahlchancen kabbeln. wie kopflos. und scholz gibt dabei die diva, die gebeten werden will. tja. souveränität geht anders.

  • Da die Wahlen für die Sozen eh verloren gehen, ist für die Partei IMHO die einzig relevante Frage, ob Pistorius durch eine verlorene BT-Wahl beschädigt würde. Das Thema Scholz ist ohnehin "durch".

  • Wird hier aus der Mücke wieder ein medialer Elefant? Pistorius mag ein akzeptabler Verteidigungsminister mit etwas markigem Auftreten sein, was zu seiner Rolle passt, aber Kanzler??? Mir ist ein besonnener Scholz lieber.

    • @Rubió:

      Dann sollte die SPD eine entrückt lächelnde Buddha Statue als Kandidaten auf die Bühne schieben.

    • @Rubió:

      Dem kann ich mich voll und ganz anschließen.

    • @Rubió:

      Das es nicht IHR persönlicher Elefant ist, macht das Tierchen nicht kleiner. Die SPD ist halt ein wenig im Panikmodus, und die Stimmen für Pistorius sind zwar medial wahrnehmbar, kommen aber beileibe nicht nur aus den Medien, sondern zunehmend auch aus bedeutsamen Ecken der Partei.

  • Sich an dem Begriff "Kriegstüchtigkeit" abzuarbeiten, sollte lieber der BSW und AfD überlassen werden. Wer nicht blind ist, sieht die aktuelle Kriegsgefahr in der Welt. Niemand in Deutschland will Kolonien erobern (außer der AfD). Die Frage bei Pistorius ist eher, für was er sonst steht. Ein guter Verteidigungsminister ist noch lange kein guter Kanzler. Hier vermisse ich aufklärende Artikel.

  • Hat die SPD echt keine besseren Kandidaten, als Scholz oder Pistorius, habe ich mich gefragt und mir mal die Reihe der Bundestagsabgeordneten angeschaut. Gerne hätte ich ja eine Frau vorgeschlagen, habe aber leider keine gefunden, die mir irgendwie positiv im Gedächtnis geblieben ist (Ausnahme Rasha Nasr, aber sie muss noch ein bisschen reifen, sorry, Frau Nasr!). Und unter den Männern? Mein (nicht ganz ernst gemeinter, weil chancenloser) Vorschlag: Helge Lindh. Der Mann, dessen immer frei gesprochene Redebeiträge im Bundestag stets eloquent und kämpferisch daherkommen und dabei sogar kurzweilig anzuhören sind. Zumindest langweilig würde es uns mit dem Mann nicht...

    • @Klabauta:

      Wie wäre es mit Jakob Maria Mierscheid?

  • Ich frage mich, reden die in der SPD nicht mehr miteinander. Wenns irgendwo grummelt, dann rufe ich doch an, dann frage ich doch nach.



    Dafür sind doch die Parteivorsitzenden*innen da oder nicht. Die lassen das eskalieren, inzwischen will ganz Deutschland darüber mitreden. Das ist doch völlig absurd. Allein 3 Artikel hier in der TAZ zu dem Thema, das ist doch Belästigung.

    • @Ninotschki:

      Die habe viel von der FDP gelernt.

  • Vielleicht ist es auch einfach egal, wer vorm Abtreten der Sozialdemokraten noch antritt.Hinterher werden sowieso viele Genossen nachtreten.

  • Es ist ja irgendwo verständlich, dass die SPD sich fragt, ob in kritischer Spielsituation die Ersatzbank der beste Platz für ihren aktuellen Topstürmer ist. Aber die wesentlichen Erwägungen dabei sollten sein, ob man den nicht verheizt, wenn man ihn beim Stand von 0:5 noch aufs Feld schickt, und ob er mehr als eine "starke rechte Klebe" hat, bzw. die ausreicht, um genug Tore zu schießen.

    Denn dass Pistorius Töne spuckt, die so auch von anderen Parteien kommen, ändert nichts daran, dass ER und nicht die entsprechenden "Kriegsertüchtiger" anderswo im Moment auf dieser Position die größte Glaubwürdigkeit und Beliebtheit genießt. Das liegt sicher auch an seinem Amt: Er kann sich viel mehr als Andere auch als Macher inszenieren, und das ändert sich bis zur Wahl im Zweifel auch nicht.

    Da liegt also nicht seine Schwäche, im Gegenteil: Die Schwäche ist eher, dass er mehr oder minder aus dem Nichts kam, als Scholz Frau Lambrecht ersetzen musste, und AUSSER seiner populären verteidigungspolitischen Rolle wenig Profil hat. Er ist quasi ein Podolski, der einen formschwachen Kroos ersetzen soll. Das kann eigentlich nur funktionieren, wenn er bislang unsichtbare Qualitäten an den Tag legt.

    • @Normalo:

      Topstürmer? Ich dachte, Pistorius sei für die Verteidigung zuständig.



      Einen Topstürmer sucht aktuell sein Lieblingsverein VfL Osnabrück. Der Sprachgebrauch im Fußball-Business ist ja schon lange etwas Bumm Bumm. (scnr)



      www.liga3-online.d...ronen-verschossen/

    • @Normalo:

      20% Rückwand auf die CDU entsprechen 0:5 zur Halbzeit. Da geht es eher darum das Spiel mit Anstand zu Ende zu bringen als noch auf den Sieg zu schielen. Wobei bei der SPD als Juniorpartner einer großen Koalition die Gefahr besteht, dass Pistorius Verteidigungsminister bleibt, und ihm dann der Landen nach ein paar Jahren um die Ohren fliegt.

    • @Normalo:

      Ein schönes Bild. Da ist auch viel dran.

      Gegenargument: Was ist wenn die SPD aktuell gegen den Abstieg spielt und es auf die Tordifferenz ankommt?

      Ich meine nicht die 5%-Hürde, sondern eine richtungsentscheidende Wahl mit potentiell disruptiven Folgen für ganz Europa.

      Schwierig...aber ich befürchte in der Realität überwiegen ohnehin die Mandats- und Karriereaussichten der Kandidaten den Abwägungsprozess

  • Ein Kanzler wird nicht wegen einer konkreten politischen Position gewählt (streng genommen wird er gar nicht gewählt), sondern wegen dem was er ausstrahlt. Ob die CDU das bessere Angebot hat, interessiert daher bei der Frage nach dem richtigen Kanzlerkandidaten nicht.

  • Ich glaube nicht, dass die Popularität von Pistorius auf Inhalten beruht. Der Mann redet weniger "gestelzt", und - sehr außergewöhnlich - beantwortet auch schon mal Fragen.

  • Die Adjektive, mit denen Pistorius (auch hier in der taz) idR beschrieben wird, sind zackig, schneidig, markig etc.

    Ziemlich klar aus dem militärischen entlehnt, was mE das Abdriften von Gesellschaft und Teilen der Presse widerspiegelt, und schon auch das Gegenteil dessen, wie man Scholz wohl beschreiben würde.

    Wundert's einen da, dass in dem derzeitigen eskalatorischen Klima Pistorius in der SPD mehr Fanboys hat (tatsächlich würden mich hier gender-differenzierte Meinungumfragen interessieren).

    Anekdotisch: habe letztens seit langer, langer Zeit in den Nachrichten im Radio wieder mal wieder einen Hinweis auf den Volkstrauertag gehört, wie und warum der so gefeiert wird. Die Rückkehr des Militärischen ....

  • Egal wen die SPD aufstellt, die nächste Wahl werden sie verlieren. Daher macht es jetzt auch gar keinen Sinn noch den Kandidaten zu wechseln. Dann gibt's für die Zukunft weniger Optionen.

    • @Aymen:

      Das macht durchaus Sinn, denn wenn die SPD mit Scholz als Kandidaten in den Wahlkampf geht, ist das ein Signal, dass die Partei ihren Weder-Fisch-noch-Fleisch-Kurs weiterfahren wird.

  • Was ist an der Aussage "Aber warum sollte jemand die SPD wählen, der oder die findet, Deutschland müsse endlich wieder „kriegstüchtig“ werden? " denn so verkehrt ?



    Pistorius hat angesichts der zunehmenden Bedrohung sowas von recht! Jahrzehnte lang wurde die Bundeswehr kaputtgespart, wurde nur noch als lästiges Überbleibsel des kalten Krieges angesehen. Dafür bekommen wir jetzt die Rechnung. Und wir werden sie begleichen müssen -egal wer im Kanzleramt sitzt.



    Es ist traurig, das weltweit Billionen für's Militär ausgegeben werden statt für Schule,Bildung, soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz. Es ist leider nur ein Traum -wir müssen uns aber der Realität stellen um wildgewordenen Despoten die Stirn bieten zu können.

    • @Krumbeere:

      Sie haben recht, wer Angst vor "wildgewordenen Despoten" hat, für den ist Kriegstüchtigkeit ein entscheidendes Kriterium um die Welt zu einer besseren zu machen.

      • @0 Substanz:

        Falsch....Kriegstüchtigkeit ist notwendig, um unsere freie Welt zu erhalten.

  • "Aber warum sollte jemand die SPD wählen, der oder die findet, Deutschland müsse endlich wieder „kriegstüchtig“ werden?"

    Weil das ein Signal wäre, dass mittlerweile auch die SPD einigermaßen in der Realität angekommen ist. Die wird eben nicht schöner dadurch, wenn man den Kopf in den Sand steckt. Warum soll man ausgerechnet den Mützenichen vertrauen, die seit Jahren mit allem falsch lagen und weiter den Eindruck erwecken möchten, die Kuschelpolitik alten Stils könne man mit geringen Modifikationen einfach weiter betreiben. Tatsache ist, dass diejenigen, die bis heute von "Verhandlungen" schwadronieren, nach wie vor kein Konzept haben, wie sie die eigentlich führen wollen. Die Vorstellung, man könne Putins Russki Mir-Visionen einfach wegverhandeln, ist einfach absurd. Es sind nebenbei bemerkt, dieselben Leute, die nach 2014 nicht schnell genug zum business as usual übergehen wollten. Noch 2021 meint Mützenich Habeck angehen zu müssen, weil der sich für Defensivwaffen für die Ukraine aussprach.



    Siegt Putin in der Ukraine, ist ein Folgeszenario so unerfreulich wie das andere. Schweden und Finnland, Inbegriff friedlicher Länder, bereiten ihre Bürger schon jetzt auf den worst case vor

  • Ich denke, die relative Popularität von Pistorius liegt weniger an seinem Ressort an sich, sondern daran, dass er es recht geräuschlos geführt und von den Koalitionsquerelen ferngehalten hat. Dadurch steht er weniger für das Scheitern der Ampel als die drei Alphamänner der Koalition.

    Dass ein Verteidigungsminister mehr Geld für die Bundeswehr will, liegt in der Logik der Sache. Jeder Minister am Kabinettstisch will mehr Geld für sein Ressort und zerrt am Tischtuch herum, ggf. auch über die Medien. Daraus kann man m.E. nicht folgern, dass Pistorius ein Militarist ist. In einem anderen Amt würde er vermutlich andere Prioritäten setzen.

    Wäre eine hypothetische Bundesregierung unter einem Kanzler Pistorius kriegerischer drauf als etwa eine Kombination Merz-Habeck? Das glaube ich eher nicht.

  • Oh, da mag einer den Pistorius nicht.



    Ein "Wir müssen kriegstüchtig werden" in ein "Deutschland müsse endlich wieder „kriegstüchtig“ werden? " umzuformulieren , lässt tief blicken.



    Der Autor scheint jemand zu sein, dessen Lebensphilosophie durch die Aussage von Pistorius angegriffen wird und sich wehrt, indem er sich das Recht nimmt, dessen Worte unterschwellig verächtlich zu machen. Unangenehm.

  • Zumindestens einen weiteren Fan hat Hr. Scholz. Der russische Außenminister Hr. Lawrow ist voll des Lobes für den Kanzler ob seiner Taurus-Entscheidung. Damit kann er doch punkten...

    • @Vigoleis:

      "Der russische Außenminister Hr. Lawrow ist voll des Lobes für den Kanzler ob seiner Taurus-Entscheidung. Damit kann er doch punkten..."



      Bei AfD- und BSW-Wählern durchaus.



      Wird für eine andere Wahlentscheidung aber wohl nicht reichen.

  • >Aber warum sollte jemand die SPD wählen, der oder die findet, Deutschland müsse endlich wieder „kriegstüchtig“ werden? Und wer meint, 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts oder mehr müssten fürs Militär ausgegeben werden, mag zwar Pistorius toll finden, wird aber von der Union, den Grünen oder der FDP besser bedient.

    Kluge Worte, so was liest man viel zu selten zu dem Thema.



    Und erst recht zu der Frage, wie viele der Medienschaffenden, die Pistorius hochschreiben, die SPD wählen würden. Denen geht es wohl eher um Taurus und Eskalation, deshalb soll Scholz weg.

    • @Martin August:

      "Und wer meint, 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts oder mehr müssten fürs Militär ausgegeben werden, mag zwar Pistorius toll finden, wird aber von der Union, den Grünen oder der FDP besser bedient."



      Äh, die Union, die die Bundeswehr kaputtgespart hat? Reden wir da von derselben Partei?

      • @Encantado:

        ALLE Parteien haben die Bundeswehr seit Ende des kalten Kriegs kaputtgespart: Wenn irgendwo Geld fehlte, diente der Verteidigungshaushalt als Prügelknabe. Nur: Das geschah auch vollständig im Einverständnis mit dem Wahlvolk (genauso wie die wohlwollende und gerne billiges Gas kaufende Russlandpolitik). Proponenten einer aggressiveren Rüstungspolitik (von denen es bei der Union sicher noch die meisten gab) wurden quer durch's Politspektrum als blutrünstige, vorvorgestrige Hinterwäldlerknochen verlacht, und Verteidigungspolitik war im wesentlichen den Regionallobbyisten unter unseren Politikern ein Anliegen (=Wer darf die Ausrüstungsverträge lokaler Rüstungsindustrie und wer seine BW-Standorte in strukturschwachen Gebieten behalten?). Aber nochmal: Daran ernsthaft etwas ändern zu wollen, war bis 2022 äußerst unpopulär.

        Die Fingerzeigerei ist daher ein wenig sinnbefreit.

        • @Normalo:

          "Die Fingerzeigerei ist daher ein wenig sinnbefreit."



          Korrekt. Man fragt sich, warum es trotzdem geschieht, gell?

        • @Normalo:

          Es geht hier allerdings nicht um das Aufrechnen vergangener Sünden. Da haben mehr oder weniger alle versagt, Merkel hat sich für Verteidigungspolitik nie interessiert, und noch Scholz hat in sein Kabinett eine Verteidigungsministerin berufen, über die man exakt das gleiche sagen konnte.



          Aber Scholz war es eben auch, der nach dem 24. Februar 2022 eine "Zeitenwende" ausgerufen hat, und daran muss er sich eben messen lassen. Nicht nur sein ständiges Lavieren bei den Waffenlieferungen wirft da Fragen auf, sondern auch der Umstand, dass er Pistorius faktisch kaltgestellt hat. Der darf zwar die Bundeswehr verwalten, aber sie eben nicht in einen Zustand versetzen, für den sie geschaffen worden ist: Nämlich im Ernstfall auch verteidigungsfähig zu sein; nichts anderes heißt nämlich "kampffähig". Stattdessen darf die brandenburg. SPD Wagenknecht-Forderungen unterschreiben, der neue Generaksekretär betreibt die Rehabilitierung Schröders und Scholz selber führt ein Telefonat mit Putin, von dem man noch bestenfalls sagen kann, es diene dem Nachweis, dass Verhandlungen derzeit sinnlos sind. In der SPD ist die "Zeitenwende" jedenfalls immer noch nicht angekommen.

        • @Normalo:

          Vielen Dank für diese Zusammenfassung, Normalo!

          Genau so habe ich das auch in Erinnerung.

  • anschließe mich und geb mal den ollen Lovando di Cato -



    Sag mal so: An ihren Positionen sollt ihr sie erkennen •

    de.wikipedia.org/wiki/Boris_Pistorius

    Einfach mal lesen und in Ruhe zu Gemüte führen! Woll

    Dann ist klar - warum sojet Breitbeinman -

    Müntes “Keiner soll essen ohne zu arbeiten!“ -

    Favorit man ist! Wollnich

    Ein niedersächsische teilweise nah dran - Weggefährtin wußte auch nix positives zu berichten.



    Na Mahlzeit - ich kann’s kam erwarten bei sojet Kandidaten! Newahr

    ps Nancy Fraency vande Görg Ffm - hätte bei ihm ihren Posten sicher & beide lassen dann gemeinsam & erfolgreich in Karlsruhe arbeiten!

    Normal

    Na Mahlzeit

  • Der Ausweg aus dem größten Dilemma hat doch schon durch die Trennung von Christian Lindner / der FDP, stattgefunden.

  • Die Wähler, die ein Sondervermögen



    - wie unter Kanzler Scholz - für die Bundeswehr verabschiedet, befürworten, können doch in dem Punkt zufrieden sein.



    Ohne dies

  • 3 Prozent des BIP für Verteidigung in einigen Jahren (2027/28) würden den Haushalt (entspricht ca. 25 Prozent für Verteidigung im Haushalt, wie ein Medium meldete, weiß aber nicht, ob das stimmt, da ich aus dem Gedächnis zitiere) regelrecht sprengen.

    Keine Partei legt die Karten auf den Tisch, wie das zu finanzieren ist. Es herrscht ein regelrechter Finanazierungnebel.

    Ohne massive Steuererhöhungen, neue Schulden und sparen im Haushalt ist diese Summe nicht zu finanzieren.

    Polen folgt dem 3 Prozentziel und kaufte massenweise Waffen in den USA, was mit gigantischen Folgekosten verbunden ist. Auch hier droht wirtschaftliche und soziale Instabiltät, da Polen über die Maßen aufrüstet.

    Zitat Freitag

    Janusz Zemke, Politologe und von 2001 bis 2005 Vizeverteidigungsminister, moniert:

    „Der Wert der geplanten Ausgaben allein für Militärtechnologie wird bis zum Jahr 2035 bei 210 Milliarden Euro liegen. Und noch immer versinken die Finanzierungswege im Nebel. Wir reden von Ausgaben, die den Jahreshaushalt Polens übersteigen.“

    www.freitag.de/aut...essen-ins-militaer

    • @Lindenberg:

      Die geplanten deutschen Militärausgaben 2024 bis 2035 (12 Jahre) übersteigen also den Haushalt Polens für ein einzelnes Jahr?

  • Sehe ich auch so. Die SPD hat sich hier nicht im Griff. Bei so einem kurzen Spurt von Wahl den Kandidaten erstmal anzuzweifeln, ist Selbstmord. Das hat die CDU diesmal leider besser hinbekommen - falls Söder nicht wieder mal Merz in den Rücken fällt.

  • Vor allem ist jemand längs nicht zum Kanzler geeignet, bloß weil er gute Umfragewerte hat. Kann er das denn? muss die Frage lauten. Kann er ein ganzes Land führen und nicht nur die Bundeswehr? Persönlich wüsste ich nicht, warum er da besser sein soll als der (bisweilen zu unrecht) vielgescholtene Scholz. Das sind Panikreaktionen wie bei den US-Demokraten im Sommer. Und wohin die führen, haben wir gesehen.

    • @Gothograecus:

      "Vor allem ist jemand längs nicht zum Kanzler geeignet, bloß weil er gute Umfragewerte hat."



      Es geht hierbei ja auch nicht um die Eignung zum Kanzler, sondern um die Eignung als Kanzlerkandidat...



      "Kann er das denn? muss die Frage lauten. "



      Das scheint allgemein immer weniger von Bedeutung zu sein.

  • „ Denn sie demontiert nicht nur den schwer angeschlagenen Scholz weiter, sondern die gesamte SPD. “



    Scholz ist komplett am Boden, da gibt es nichts mehr zu demontieren. Er wird als der schlechteste und unbeliebteste Kanzler in die Geschichte eingehen. Seine Karriere ist vorbei. Zurecht!



    Wenn die SPD echt mit Scholz in den Wahlkampf geht, dann demontiert sie sich selber. Dann ist man es selber schuld.

    Selbst die SPD Basis hat Probleme Scholz zu wählen und für ihn zu werben. Das werden die Wähler erst recht haben.



    Scholz ist ein Symbol für alles schlechte in der Politik. Hinterzimmerpolitik, Arrogante Abgehobenheit, Korruption (CumEx), Reden ohne Inhalt oder eben glatten Lügen (spätestens mit der Taurus Debatte wo erst Schwierigkeiten beim Bedienen der Grund waren, dann die Führerschaft der USA. Jetzt bleibt es beim Nein und seine Begründungen sind damit als klare Lügen enttarnt), dazu das Nachtreten gegen Lindner (egal wie man zu Lindner steht) und seine nicht vorhandene Selbstreflexion.

    Wer wählt so jemanden denn bitte? Niemand, weil Scholz der Inbegriff dessen ist, was in der Politik falsch läuft.

    • @Walterismus:

      "Wer wählt so jemanden denn bitte? "



      Sie vielleicht?!



      Springen Sie über Ihren Schatten.



      Tun Sie ein gutes Werk.

      • @LeKikerikrit:

        Ich bin zwar eigentlich SPD Stammwähler, aber wenn die SPD mit Scholz antritt, dann werde ich das erste mal wen anderes wählen, oder gar nicht wählen.



        So lange nicht Frau Weidel Kanzlerin wird, ist nahezu alles besser als Scholz und das um längen...

    • @Walterismus:

      Scholz ist der beste Kanzler den wir je hatten. Cannabis legalisiert, Selbstbestimmungsgesetz und zu guter Letzt Linder gefeuert. Was will man mehr?

      • @Klobrille:

        Wenn das wirklich die zentralen Punkte der Scholz'schen Kanzlerschaft sind, dann wundert mich nicht, dass die SPD befürchten muss, auch auf Bundesebene einstellige Prozentwerte zu erreichen.

        Vor allem die ersten beiden Punkte sind für die überwältigende Mehrheit der Menschen völlig irrelevant, noch mehr in Zeiten, wo die Arbeitslosigkeit zunimmt und die Preise kräftig ansteigen.

        Sollte Ihr Beitrag Ironie gewesen sein, sollten Sie das besser andeuten.

        • @ PeWi:

          Mal sehen ob ich darf:



          Also weil die überwältigende Mehrheit (woher auch immer sie die postulieren, solche Aussagen sind, 2024 ja wohl spätestens, ohne Statistik polemischer Blödsinn) egozentrisch sind ist der Fortschritt nichts wert?



          Meinen Sie der Bekanntenkreis eines Konsumenten leidet nicht unter der Kriminalisierung und Vorurteilen die diesen treffen?



          Genauso beim Selbstbestimmungsrecht, es mag einen nicht betreffen aber es kann eigentlich keinen gesunden, freiheitsliebenden Geist stören wenn sich Menschen frei entfalten können.



          Was das ganze mit Arbeitslosigkeit (Cannabis hilft gegen Depressionen und Beruhigt die Seele welche nun hekitsch nach einer neuen Beschäftigung sucht - ergo hilft es den Menschen da besser durch zu kommen) und steigenden Preisen (wäre mir neu dass dies auf Gras zutrifft, insbesondere da man dies nun selber anbauen kann und darf) zu tun hat bleibt wohl ihr Geheimnis.



          Müsste man mit den neuen Selbstbestimmungsrecht nicht auch besser in neue Jobs kommen Dank Quote?



          Aber wichtig ist ja nur ihr letzter Satz: Wissen sie was Ironie ist? Sowas zu schreiben obwohl man eben nichts besser weiß oder verstanden hat.

  • Richtig, war der letzten Merkel Wahl auch so. Der gehypte Martin Schulz ging halt auch gnadenlos unter.



    Aber sind wir ehrlich: Wenn der aktuelle Kanzler redet. Man wird ja echt aggro, was er sagt, wie er was sagt.... wenn er wieder was haltlos rumbehauptet.

  • "Die SPD befindet sich in einem Dilemma, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint."



    Außer die SPD beendet die Diskussion um Scholz und hält das durch. Doch das geht wohl nicht, stattdessen geht man jetzt aufeinander los.

  • Ergänzend zum Parteienangebot sollte man vielleicht auch die Stimmung unter den Wählern in Betracht ziehen, denn auch hier sind öffentliche und veröffentlichte Meinung nicht unbedingt deckungsgleich: Umfragen zeigen ja recht deutlich, dass gerade unter SPD und CDU/CSU-Anhängern der falkenhafte Kurs, der Politik und Medien dominiert, keineswegs unumstritten ist. Und es scheinbar akzeptabel geworden ist, diese Menschen verächtlich zu machen, ändert das nichts daran, dass sie Stimmrecht bei der nächsten Bundestagswahl haben. Wie klug es ist, wenn die Parteien der angeblichen Mitte diesen Teil der Wahlberechtigten ignorieren, sei dahingestellt…

    • @O.F.:

      Rosinenpickerei bei Umfrageergebnissen ist immer gefährlich, wenn man keine bösen Überraschungen am Wahltag erleben will. Also ja: Wenn man Umfragen glaubt, gibt es durchaus Minderheiten (quer durch's politische Spektrum), die Herrn Putin lieber mit noch samtigeren Glacéhandschuhen angepackt sähen, als Scholz das tut. Aber wenn man Umfragen glaubt, ist TROTZDEM Boris Pistorius, der - im Zweifel auch von Scholz selbst - designierte Vertreter einer verteidigungspolitischen "Viel hilft viel"-Position in der aktuellen Regierung, der mit großem Abstand beliebteste Politiker des Landes.

      Anders gesagt: Bei grundsätzlichen "Ja oder Nein"-Entscheidungen, gibt es eben klare Verhältnisse. Die Minderheit wird dann nicht ignoriert sondern überstimmt (für so klug sie sich auch selbst halten mag). Das ist Demokratie.

      • @Normalo:

        Nun wird in Deutschland nicht der Bundeskanzler gewählt, sondern Parteien. Es nutzt der SPD also herzlich wenig, wenn Pistorius insgesamt beliebter als Merz ist, die Anhänger anderer Parteien ihr Kreuz aber trotzdem nicht bei der SPD machen. Desweiteren erinnere ich gerne an das Verhältniswahlrecht: d.h. selbst wenn in der SPD (und in anderen Parteien) die Vertreter eines härteren Kurses gegen Russland die Mehrheit haben, ist die Minderheit, die das nicht so sieht, eben nicht einfach „überstimmt“, sondern wird zumindest teilweise für BSW oder AfD stimmen – womit wir wieder bei meinem Ausgangspunkt wären: es ist nicht klug, einen erheblichen Teil der Wählerschaft zu ignorieren bzw. mit offener Verachtung zu behandeln – eben weil es in unserem Wahlrecht nicht nur um ja oder nein geht, sondern um mehr oder weniger.

        • @O.F.:

          Wenn Sie den Impact einer inhaltlichen Frage auf die Stimmverhältnisse betrachten, dann zählt nicht, dass die Stimmverhältnisse relativ sind, sondern welche Antwortalternativen die Frage eröffnet. Und da sind die Fronten in der Verteidigungsfrage recht klar: Man kann es entweder der einen oder der anderen Seite rechtmachen. Alles dazwischen macht es absehbar KEINER Seite recht, denn mit einer Sicherheitspolitik, die den "Westen" grundsätzlich kampfbereit halten soll (Zugeständnis an die Falken), aber faktisch kein für Russland ernstzunehmendes Abschreckungspotenzial entfaltet (Zugeständnis an die Tauben), ist niemandem gedient.

          • @Normalo:

            Ich glaube nicht, dass man Sicherheitspolitik so binär denken kann oder sollte; als Einwand gegen meine Vermutung taugt es ohnehin nicht: das Unbehagen über die neue Härte in der deutschen Außenpolitik ist quer durch alle politischen Lager groß (und der für die Ukraine ungünstige Kriegsverlauf sowie die Wahl Trumps dürften daran etwas geändert haben). Die Parteien der Mitte können versuchen, dieses Unbehagen aufzufangen – sonst werden das eben andere tun (und in einem Verhältniswahlrecht auch recht effektiv).