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Hutu überfallen Tutsi-Lager in Burundi

■ Mindestens 300 Tote bei Angriff auf Flüchtlinge: Kinder und Frauen geköpft

Bujumbura/Nairobi (AFP/rtr) – Bei einem Überfall von Hutu-Rebellen auf das von Tutsi bewohnte Flüchtlingslager Bugendana im Zentrum Burundis sind in der Nacht zum Samstag mindestens 300 Menschen getötet worden. Wie das staatliche Fernsehen des ostafrikanischen Landes gestern berichtete, wurden 150 Menschen verletzt, weitere 30 wurden vermißt. Unter den Opfern seien vor allem Frauen, Kinder und Alte.

Das Fernsehen zeigte Bilder von enthaupteten Kindern, unbekleideten Frauenleichen und Männern mit entstellten Gesichtern. Der burundische Ministerpräsident Antoine Nduwayo verurteilte das „Massaker an den Waisen des Völkermords vom Oktober 1993“. Damals waren nach dem gescheitereten Staatsstreich auf Seiten beider Volksgruppen 50.000 Menschen getötet worden. In einer Ansprache forderte er die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren und sich nicht zu Racheakten hinreißen zu lassen.

Zuvor hatte Nduwayos Bürochef Marc Nteturuye von einer „nationalen Katastrophe“ und einem „unaussprechlichen Verbrechen“ gesprochen, das die internationale Gemeinschaft verurteilen müsse. Das Lager in der Provinz Gitega im Zentrum Burundis sei von Soldaten bewacht worden, die ebenfalls getötet worden seien.

Unterdessen teilte das Flüchtlingshilfswerk der UNO (UNHCR) in der ruandischen Hauptstadt Kigali mit, daß am Freitag die ersten 1.800 der 15.000 Hutu aus dem Lager Kibezi im Nordwesten Burundis nach Ruanda gebracht worden seien. Zwischen 4.000 und 5.000 Bewohner des Lagers Kibezi seien daraufhin in die Berge geflohen. Die burundische Armee habe zudem mehrere tausend Hutu umzingelt, die sich in einem Stadion in der Nähe des Lagers Kibezi aufhielten. Das UNHCR protestierte bei der burundischen Regierung gegen die Abschiebung. Die Flüchtlingen sollten nicht gegen ihren Willen in ihre Heimat zurückgebracht werden. Die burundische Regierung hatte wiederholt an das UNHCR appelliert, Lager für Hutu-Flüchtlinge zu schließen und die Insassen nach Ruanda zurückzubringen.

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