: Hungerstreik
■ Verzweiflungstat eines Handwerkers
Neubrandenburg. Kommenden Montag um sechs Uhr will der 53jährige Installateurmeister Kuno Schröder aus Lychen in einen unbefristeten Hungerstreik treten. Sein gutgehender Betrieb ist gefährdet: West-Erben haben sich angemeldet — Nachkommen eines Lehrers, der sich 1948 in den Westen abgesetzt hatte. Sie haben die Schützenhilfe zweier Rechtsanwälte aus Frankfurt am Main. Darüber berichtet am Freitag der in Neubrandenbug erscheinende 'nordkurier‘.
„Ich bleibe beim angekündigten Hungerstreik. Einen anderen Ausweg sehe ich nicht. Bin eben vom Arzt gekommen und habe mich untersuchen lassen“, meint Kuno Schröder, für den eine Welt zusammenbricht. „Nichts rührt sich in meiner Sache. Weder beim Landratsamt in Templin noch bei der Stadtverwaltung. Keiner hilft einem, das im Einigungsvertrag Geschriebene durchzusetzen. Am Montag muß ich meine vier Mitarbeiter auf Nullarbeit setzen. Es geht um die nackte Existenz meines Betriebes.“ Vorweg hatte der bedrohte Handwerker, der seinen Familienbetrieb 1990 von Bitterfeld nach Lychen verlegte und dort ein von der Stadt bereits 1987 versprochenes Haus kaufte, an Bundeskanzler Kohl und Bundespräsident von Weizsäcker geschrieben.
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