Porsche hat sich wie ein Parasit bei VW eingenistet – zu Piëchs Wohl : Hundwedelnder Schwanz
Porsche steigt bei VW ein – das klingt, als würde der Schwanz mit dem Hund wedeln. Der achtundzwanzigstgrößte Autohersteller der Welt, der keine 100.000 Wagen pro Jahr absetzt, wird größter Aktionär der Nummer vier der Branche, die jährlich um die fünf Millionen Autos verkauft. Aber das Bild von Schwanz und Hund ist eindeutig zu harmlos für das, was sich hier abspielt. Das Verhältnis zwischen Porsche und VW war in den vergangenen 15 Jahren eher das zwischen Parasit und Wirt. Der märchenhafte Aufstieg von Porsche geht nicht nur auf die Sanierungsleistung von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking zurück, sondern auch auf das Wirken von Ferdinand Piëch bei VW.
Piëch sorgte seit 1993 sowohl als Vorstands- wie auch als Aufsichtsratsvorsitzender in Wolfsburg dafür, dass auch in Zuffenhausen die Geschäfte florierten. Das betrifft unter anderem die Entwicklungsaufträge, die VW der Porsche Engineering in Weissach erteilte, sowie die gemeinschaftliche Entwicklung des Geländewagens Cayenne/Touareg.
Ökonomisch scheinen diese Verflechtungen für Porsche wesentlich profitabler gewesen zu sein – schließlich stiegen seit Beginn der Ära Piëch bei VW die Porsche-Aktien um etwa 2.000 Prozent. Für VW hat die Verflechtung zwar nicht ganz so viel gebracht, aber dafür eben für Piëch und seine Familie – die hält nämlich 46,3 Prozent der Porsche-Stammaktien. Der Schluss liegt nahe, dass die Vorteile aus den Geschäftsbeziehungen zwischen VW und Porsche so ungleich verteilt sind, dass nicht nur ein neuer Großaktionär bei VW, sondern auch ein ökonomisch rational handelnder VW-Vorstand dort die Axt anlegen müsste.
Der Wirt muss sein Immunsystem mobilisieren, um sich vom Parasiten zu befreien. Das will Porsche offenbar mit aller Macht verhindern. Gelingen kann dieses dreiste Unterfangen nur, solange der Aufsichtsrat noch von Ferdinand Piëch geleitet wird. Im Zuge der weiteren Entwicklung der Skandale um VW ist dessen Position als oberster VW-Kontrolleur aber nicht mehr lange haltbar. Porsche muss also schnell handeln. Das Aktienpaket ist da ein erster Schritt. Detlef Gürtler