: Hundert Jahre Eulen-Power
■ Der Uhlenhorster HC, der älteste noch bestehende Hockey-Club Deutschlands, feiert Jubiläum
Am Mittwoch feiern die Eulen: Vor fast genau 100 Jahren, am 21. März 1901, gründeten 22 junge HamburgerInnen den Uhlenhorster Hockey-Club. Heute hat der UHC etwa 2000 Mitglieder und ist der älteste noch bestehende Hockey-Club in Deutschland.
Die Uhlenhorster waren nicht die ersten, die sich in Hamburg dem neuen, aus England stammenden Spiel verschrieben, das damals noch in gemischten Mannschaften und mit Krummstock gespielt wurde. Doch der 1. Hamburger Ho-ckey-Club, zwei Mal vom UHC geschlagen, löste sich 1902 auf. Der einzige Lokalrivale überließ dem Club immerhin seinen Platz am Barmbeker Schützenhof. Dafür mussten die Eulen, wie sie sich selber nennen, jetzt Reisen nach Wien oder Berlin unternehmen, um Ho-ckey spielen zu können – soweit es das schmale Budget überhaupt zuließ. Als sich daher 1904 und 1906 der Harvestehuder HC (heute HTHC) und der Eilbecker HC (heute Klippper) gründeten, war man so froh über die qualifizierten Gegner vor Ort, dass man den neu gegründeten Clubs sogar Mitglieder abtrat. Dem Erfolg tat das keinen Abbruch: 1908 stellten die in Serie siegreichen Uhlenhorster in London das komplette Olympiateam.
In dieser Zeit wurden auch die legendären Osterturniere geboren, an die sich langjährige Mitglieder wie Carl-Heinz Plöger (seit 1932) und Gisela Borgstädt (seit 1938) auch heute noch mit Begeisterung erinnern: 23 dieser internationalen Turniere brachten die bekanntesten Hockeymannschaften auf die Plätze des UHC – zunächst am Schützenhof, später, von 1907 bis 1918, nach Steilshoop und schließlich auf das heutige Clubgelände in Hummelsbüttel.
Für viele Mitglieder, erzählen Carl-Heinz Plöger und Gisela Borgstädt, ist der UHC zur zweiten Heimat geworden. In Kriegszeiten spendierte der Club Not leidenden SpielerInnen die warme Mahlzeit oder übernahm die Fahrtkosten fürs Auswärtsspiel – finanziert von wohlhabenden UHC-lern und unterstützt von viel Idealismus. So viel Engagement, sagen Plöger und Borgstädt, schweiße zusammen, ebenso wie die Reisen, gemeinsamen Urlaube, Turniere und Feste – von den Erfolgen ganz abgesehen.
Die können sich auch in anderen Sportarten sehen lassen. Denn auf dem Gelände an der Alster, das den Eulen gehört, wird nicht nur Hockey gespielt. Schon seit der Gründerzeit begann im Frühjahr die Tennissaison. Und die in diesem Bereich wohl ruhmreichste Eule dieser Tage war Miken Rieck-Galvao, die 1913 in Wimbledon Weltmeisterin wurde. Auch im Segel- und Kanusport engagierte man sich. Eishockey, Tischtennis und Leichtathletik konnten sich hingegen nicht durchsetzen, und aus der Rugby-Abteilung entwickelte sich – weil der Hockeyplatz diese Belastung nicht aushielt – die Rugby-Mannschaft vom HSV.
Im Hockey und Tennis allerdings messen sich inzwischen die ersten UHC-Mannschaften mit den besten Teams aus Deutschland, und auch international haben sich die Uhlenhorster als Ausrichter verschiedener Turniere einen Namen gemacht. In diesem Jahr findet zum Beispiel der Panasonic-Cup, bei dem die Nationalmannschaften aus Pakistan, Australien, den Niederlanden und Deutschland antreten, in Hummelsbüttel statt.
Heute besitzt der Club drei Ho-ckeyplätze, einer davon wurde gerade von den Mitgliedern finanziert, sowie eine Hockeyhalle und beschäftigt zwei hauptamtliche Diplom-Hockeytrainer. Den Mitgliedern stehen 18 Freiluft- und 6 Hallen-Tennisplätze zur Verfügung; die Jugend- und die Freizeitabteilung im Hockey gehören zu den größten in Deutschland.
Auch der gerade gegründete Hockeyfanclub ist der erste offiziell eingetragene im Lande. Der allerdings stößt bei Gisela Borgstädt und Carl-Heinz Plöger nicht auf die gewohnte Begeisterung. „Zu laut“, kritisieren beide die mit Tröten bewaffneten Fans. Früher seien die Zuschauer gesitteter gewesen.
Tobias Bott
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen