: Hubschrauber verhindern Armenier–Demo
■ Armenier erklären ihre Hauptstadt für Samstag zu „toter Stadt“ / Alle Bewohner Eriwans sollen in ihren Häusern bleiben / Präsidium des obersten Sowjet wies Forderungen der Armenier zurück
Moskau (afp) - Zahlreiche Hubschrauber rotierten am Mittwoch über Eriwan, der Hauptstadt der Sowjetrepublik Armenien, um eventuelle Demonstrationen im Keim zu ersticken. Wie der armenische Nationalist und Bürgerrechtler Parwir Airikian dem Regimekritiker Alexander Ogorodnikow in Moskau am Donnerstag telefonisch mitteilte, hatten so wjetische Hubschrauber bereits am Dienstag abend eine Kundgebung Tausender von Armeniern aufgelöst, die gegen die Ablehnung der Rückgliederung der armenischen Enklave Nagorny Karabach von Aserbeidjan an die Republik Armenien durch das Parteiorgan Prawda protestierten. Während die Zeitung Sowjeti sches Armenien eine Entschließung des Zentralkomitees der armenischen KP veröffentlichte, in der die Sicherheitskräfte und Parteiorgane aufgerufen werden, die für Samstag angekündigten Massenkundgebungen des „Komitees Karabach“ zu „unterbinden“, teilte das Komiteemitglied Ambartsum Galstian telefonisch mit, die Organisation habe die Bewoh ner Eriwans aufgerufen, aus Protest gegen die Moskauer Regierung am Samstag zu Hause zu bleiben. Die armenische Hauptstadt solle in eine „tote Stadt“ verwandelt werden. Das Präsidium des Obersten Sowjet, das höchste staatliche Gremium der Sowjetunion, hatte am Mittwoch die Forderung der armenischen Nationalisten, Berg (Nagorny) Karabach ihrer Republik anzugliedern, abgelehnt. Der Oberste Sowjet beschäftigte sich auf der Sondersitzung mit der Lage in Aserbeidjan und Armenien. An der Sitzung nahm nach einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur TASS neben Gorbatschow auch der sowjetische Staatschef, Andrei Gromyko, teil. Am Dienstag und Mittwoch hatten die Obersten Sowjets aller föderativen Sowjetrepubliken mit Ausnahme Armeniens und Aserbeidjans in getrennten Entscheidungen „entschlossene Maßnahmen“ zur Einhaltung der Bestimmungen der sowjetischen Verfassung gefordert und damit eine mögliche Angliederung der überwiegend von Armeniern bewohnten, aber zu Aserbeidjan gehörenden autonomen Region Nagorny (Berg) Karabach an Armenien abgelehnt. Das „Komitee Karabach“ hatte am 27. Februar nach zehntägigen Demonstrationen in Eriwan zu einer vorübergehenden Einstellung der Protestbewegung aufgerufen, um am 26. März erneut auf die Straßen zu gehen, falls Moskau den Forderungen der Nationalisten nicht nachkommt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen