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Hubert Fichte 60

Posthume Jubiläen haben häufig etwas Geisterhaftes, wenn in feierlichen Reden die Gegenwart vergangener Heroen beschworen wird. Solch verlogener Pathos scheint um so weniger angebracht bei einem, der selbst als Geisterexperte bezeichnet werden kann: Hubert Fichte wäre am 21. März 1995 60 Jahre alt geworden.

Gerade weil dieser Autor, der afroamerikanischen Riten ebenso wie Hamburger Untergrund-Lokalitäten (Palette, Grünspan) ethnopoetisch beizukommen versuchte, sich trotz seines großen Bekanntheitsgrades simplen Zuordnungen entzieht, verdient ein literaturwissenschaftliches Geburtstagshappening Aufmerksamkeit: Heute abend findet an der Freien Akademie der Künste um 19.30 Uhr eine Fichte-Lesung statt, in die Hans Mayer einführen wird, der in der Fichte-Forschung einen Namen hat.

Zum 50. Geburtstag (kurz vor dem Tod des Autors am 8. März 1986) veröffentlichte er einen Aufsatz im von Thomas Beckermann herausgegebenen Sammelband Materialien zu Leben und Werk des Schriftstellers unter dem Titel „Die Grenzen der Aufklärung“. Zu Mayers Analyse, die den Bezügen zu Prousts Suche nach der verlorenen Zeit ebenso nachspürt wie denen zu Musils Mann ohne Eigenschaften, gesellt sich immer wieder sein kaum verhehltes Erstaunen über Fichtes sprachlich-literarisches Talent.

Christoph Schlee

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