berliner szenen: Houellebecq war weg
Wilde Flucht
„Die Deutschen sind Schweine, aber Straßen bauen können sie / Wie mein Großvater zu sagen pflegte, der scharfsinnige Feingeist. / Ich war ein wenig angespannt; die Müdigkeit wahrscheinlich, / Freudig begrüßte ich den germanischen Asphalt / Diese Reise wurde allmählich zur wilden Flucht, / Ich fühlte mich am Rand eines hysterischen Anfalls. /
Ich hatte genug Benzin, um nach Frankfurt zu kommen; / Dort würde ich ganz sicher Freunde finden / Und zwischen zwei Würstchen würden wir dem Tod die Stirne bieten, / Über den Menschen reden und den Sinn des Lebens. /
Ich überholte zwei Laster, die Fleisch transportierten, / Entzückt von meinen Aussichten, trällerte ich Hymnen; / Nein, nichts war vorbei, das Leben und seine Opfergaben / Lagen ausgebreitet vor mir da, ungewiss und voll Erhabenheit.“
Ein Stau bei Nürnberg verhinderte am Freitagabend den Auftritt des französischen Schriftstellers Michel Houellebecq in der seit Wochen ausverkauften Volksbühne. Das obige Gedicht entnahmen wir dem soeben bei DuMont erschienenen Gedichtband „Suche nach Glück“.
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